Angekommen

Freundlicher Weise hat Thai Airways unsere Weltreise um eine Stunde verlängert und so sind wir mit etwas Verspätung aber wohlbehalten vor genau zwei Wochen im damals noch milden München gelandet und wurden sehr lieb von unseren Familien empfangen.

angekommen

ankunft

nils-yvonne

Langweilig ist uns bislang nicht geworden, denn alleine die Müdigkeit aus dem Körper zu schaffen, war nicht ganz einfach. Doch mittlerweile haben wir den Jetlag gut überwunden und jetzt heißt es Familie und Freunde besuchen und uns gut eingewöhnen.

 

Foto: Nils langersehntes Frühstück

Frühstück

 

Was uns in Deutschland auffällt?

  • Auf dem Flughafen München kann man vom Boden essen.
  • Die Autobahn fühlt sich an wie eine Schwebebahn.
  • Die Fenster sind überall so sauber, man könnte meinen, der Glaser hat vergessen die Scheiben einzusetzen.
  • Barfuss laufen ist auch im Bad kein Problem.
  • Deutsches Toilettenpapier ist so dick wie eine Küchenrolle.
  • Auf der Schwäbischen Alb wohnen die Stille und das langsamste Internet der Welt
  • Die schwäbische Küche schmeckt immer noch.
  • Nach 28 Grad Wassertemperatur auf den Philippinen fühlt sich der Winter besonders kalt an.
  • Im eigenen Bett schlafen wir am besten.
  • Im Kaufland wohnt mehr als der kommerzielle Überfluss.

Was wir als erstes gegessen haben?

N: einen Wurstsalat
Y: Brot

Was wir uns als erstes gekauft haben?

N: eine Jeanshose
Y: neue Laufschuhe

Gebt uns bitte noch ein bisschen Zeit. Wir bemühen uns sehr, unseren Weltreiseblog nicht im Schnee einfrieren zu lassen…

Finale!

„The real voyage of discovery consists not in seeking new landscapes,
but in having new eyes“
(Marcel Proust)

Nachdem wir zwei sehr schöne Urlaubswochen auf den philippinischen Visayas mit Regen, Sonne, Strand, Hängemattenfeeling und genialen Tauchgängen hatten, ist es heute soweit. Wir treten unseren Heimweg an und sagen „Tschüss Weltreise“. Ein letztes Mal haben wir heute unsere Rucksäcke gepackt und so ziemlich alle ausgeleierten Stinkeklamotten und ausgelatschten Schuhe entsorgt. Unsere Rucksäcke sind dennoch nicht leer, denn Schnickschnack aus Thailand, Tibet, Nepal und Vietnam sorgen für jede Menge Gewicht.

Rucksack packen

Foto: Rucksack packen in Bangkok

Wir verraten euch zwei Geheimnisse: Für mich fühlt es sich nicht gerade prickelnd an, denn ich frage mich permanent: „Was soll ich dort?“ Nils freut sich hingegen sehr auf Deutschland. Das Schöne jedoch ist, wir haben unseren Traum gelebt und dies fühlt sich wiederum für uns beide richtig gut an. Zwei geniale, wunderschöne, herausfordernde, lehrreiche und anstrengende Jahre hatten wir hier draußen in der großen, weiten Welt. Und irgendwie ist Pachamama durch unsere Weltreise viel kleiner und überschaubarer geworden.

Nach genau zwei Jahren und vier Tagen werden wir am Abend des 17. Januars in München wieder deutschen Boden unter unseren Füßen fühlen. In der nahen Ferne liegt also die Heimat: Familie und Freunde, eine Runde joggen, guter Schlaf im eigenen Bett, eine heiße Badewanne, eine Süddeutsche und einen Cappuccino zum Frühstück. Wir können es kaum erwarten, unser erstes Schnitzel mit Spätzle und Kartoffelsalat, Rostbraten mit Kroketten und selbstgebackenen Kuchen zu verzehren! Himmlisch!

Ein bisschen Bammel haben wir vor dem Leben, das uns in Deutschland erwarten wird, jedoch schon. Denn mit Sicherheit haben sich in den letzten zwei Jahren die Dinge um uns herum, als auch unser Blick auf die Dinge ein bisschen verändert. Es gab doch nicht nur so viel zu sehen! Nach dem Ende unserer Weltreise stehen wir also schon der nächsten Herausforderung gegenüber und sind nun gespannt, mit welchen Augen wir unser neues Leben beginnen werden.

augen

Kinderaugen

Augen

Brille

augen

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Augen

augen

Augen

Zwei Jahre auf Weltreise

oder:

„The Traveller’s Guide through the Paradise“

Heute sind wir exakt genau zwei Jahre unterwegs auf Weltreise. Unsere Reise um die Welt neigt sich somit nicht nur dem Ende, sie ist quasi vorbei. In wenigen Tagen werden wir in Bangkok eine Boeing der Thai Airways besteigen und uns auf den Heimweg nach Deutschland begeben.
Der Stammleser kann sich vielleicht an unseren Blogbeitrag vor einem Jahr erinnern, als wir ein bisschen aus dem Nähkästchen plauderten, über unsere negativen Erlebnisse berichteten und daraus Reiseregeln abgeleitet haben. Neun Regeln hatten wir damals aufgestellt. Gleich anschließend haben wir in Namibias Norden Regel Nr. 10 hinzugefügt.
In den vergangenen 12 Monaten während unserer Reise durch Australien, Ozeanien und Asien gingen unsere Lernprozesse weiter. Aus unseren Erfahrungen, Planungs- und Denkfehlern haben wir abschließend weitere Reisegrundregeln aufgestellt. All unsere 17 Regeln könnten zusammen „The Traveller’s Guide through the Paradise“ ergeben.
Vielleicht helfen sie ja dem einen oder anderen Weltenbummler, nicht dieselben überflüssigen Fehler zu begehen.

Gnomads in Patagonien

Foto: Die Gnomads am Anfang ihrer Reise in Patagonien

Reisebüros

Unseren größten Planungsfehler haben wir aus Faulheit und gutmütigem Zutrauen, um nicht zu sagen aus Dummheit, in Neuseeland begangen. Für unseren Südseeaufenthalt haben wir uns ziemlich schlecht informiert und kurzer Hand über ein neuseeländisches Flight Center gebucht. Leider hatten wir Pech mit unserer Beraterin. Die hat uns nämlich sauber über den Tisch gezogen. Unsere Fragen hat Sie zu ihren Gunsten beantwortet, wir haben blindlinks gebucht. Bei der Ankunft auf Vanuatu sind wir dann ziemlich auf die Schnauze gefallen. Die „Resorts“ und versprochenen Bedingungen entsprachen in keinster Form der Realität. Wir hatten eine Maus im Zimmer, eine Ratte jeden Abend auf der Veranda und die Küche war voller Schimmel. Während wir in NZ mit Delphinen geschwommen sind, waren es im Turtle Bay Resort auf Espiritu Santo zwei fette Hunde. Wie ärgerlich! Dazu war das Zimmer heruntergekommen und viel zu teuer.

Dies war uns eine Lektion für’s Leben und wir haben Regel Nr. 11 erstellt: „Führe immer gründliche Recherchen durch, organisiere selbst und buche am besten direkt über’s Internet.“

Notgroschen in Dollar und Euro

Regel Nr. 12 versteht sich von selbst: „Habe immer genügend Euro und vor allem Dollar in deiner Tasche.“

Visas, Safaris, Tauchgänge,… werden fast immer in Dollar bezahlt. Einige Länder wie Kambodscha und Vietnam haben sogar den Dollar als Zweitwährung eingeführt. Der Wechselkurs ist oft schlecht. In Kambodscha und in einigen südamerikanischen Ländern kann man glücklicherwiese Dollar an Geldautomaten ziehen.

Wäsche waschen und Waschsalons

Der Wäscheservice kann eine besonders heimtückische Gefahrenquelle darstellen: Socken und Unterhosen gehen verloren, fremde kommen hinzu. Kleidungsstücke kommen unerklärlich mit Löchern oder Flecken zurück. Mit Edding werden Nummern in die Klamotten eintätowiert oder getackert. Eine feine Lodge im Okavango Delta hat sogar unsere Seidenschlafsäcke mit Chlorspritzern gebleicht. Sie sind jetzt teilweise grün anstelle blau.

Aus diesen Tatsachen haben wir Regel Nr. 13 aufgestellt: „Habe immer ein Stück Kernseife im Rucksack. Wenn möglich, wasche selbst. Wenn nicht, dann schreibe vor der Abgabe eine Wäscheliste. Wertvolle Produkte auf keinen Fall aus der Hand geben! „

 

Reisebegleiter

Für so manche luxuriöse Unternehmung haben wir uns entweder online oder im Hostel nach Reisebegleitern umgeschaut, um unser Budget nicht zu sehr zu strapazieren. Auf diesem Weg haben wir z. B. in Südamerika unsere australischen Freunde kennen gelernt. Welch‘ ein Glück!
Allerdings kann einem solch‘ eine Onlinebekanntschaft die gemeinsame Reise ziemlich erschweren und wenn’s ganz dumm läuft versauen. Mit einem Stinktier, einem Schlaubi-Schlumpf, einer Laberbacke oder einer Kombination aus allem Übel zu reisen, ist und bleibt kein Vergnügen. Deshalb ist es fast immer besser, mehr Geld auszugeben, dafür aber in der vertrauten Zweierkonstellation zu reisen – da weiß man was man hat!

Da wir lernen durften, dass manchmal unsere altbewährte Regel Nr. 8 nicht ausreicht, haben wir Regel Nr. 14 für uns entdeckt: „Finger weg von Reisebegleitern, die du nicht nach höchstens drei Tagen wieder loswerden kannst.“

Handeln und Verhandeln

Folgende Regel stammt aus der Feder oder besser gesagt den Fingerspitzen einer Frau und zaubert mit Sicherheit jedem Mann ein Schmunzeln ins Gesicht: Ich bin der Meinung, dass es tausendmal leichter ist, mit Männern zu handeln und zu verhandeln. Männer sind oft ehrlicher, geduldiger und gutmütiger, Frauen weltweit meist ziemlich hart, denn sie verfügen über einen ausgeprägteren Geschäftssinn.
Wir wollten in Nepal an einem Straßenverkaufsstand zwei Getränkeflaschen kaufen. Ich fragte: „Was kostet das Wasser? Was kostet die Cola?“ Der Mann: „Die Cola kostet 0,50 €. Das Wasser 0,40 €.“ Er hatte kaum ausgesprochen, da fiel ihm seine Frau ins Wort: „Nein, das ist falsch! Eine Cola 0,60 € und das Wasser 0,50€.“ Darauf er völlig entspannt: „Nein, nein… es ist genauso wie ich es gesagt habe.“

Somit haben wir Regel Nr. 15 mit „Verhandle lieber mit Männern!“ definiert.

Vertrauen, Wachsamkeit und Blauäugigkeit

Er lächelt stets freundlich, ist unglaublich hilfsbereit bei der Zimmersuche und wo auch immer du gerade dein Geld ausgibt. Und mit jedem Groschen, den du über den Ladentisch wandern lässt, kassiert er Kommission ab. Meistens so geschickt und dezent, dass es nur ein erfahrenes Auge merkt. Vor allem die Länder Indien und Tibet sind bekannt dafür. Unser tibetischer Reiseführer hat es sogar geschafft, in einer Schule für Waisenkinder 20% Kommission abzuknöpfen. Wir haben dort Kunsthandwerk gekauft, das in einer Behindertenwerkstatt hergestellt wird. Als er mich beim Abkassieren am Eingang sah, hat er das Geld ganz schnell in die Spendenbox geworfen.
Im „europäischen“ Hong Kong war ich in einem Designerladen shoppen. Die Verkäuferin lief zu Hochtouren auf und brachte mir zum seidenen Kleidchen die passenden Schuhe, eine Kette, eine Stola und nicht zuletzt eine rote Handtasche herbei. „Wenn schon, denn schon!“ lautete meine Devise. Und so sollte es zum Kleid die passende Stola und passende Handtasche geben. Ich merkte mir die Preise der drei Artikel. Wir verabschiedeten uns und vereinbarten, dass wir Kleid und Co. evtl. am nächsten Tag abholen würden, wenn wir die Postpreise und Zollregeln überprüft hätten. Am andern Morgen reichte mir die hilfsbereite, elegante Chinesin mit ihrem schönsten Blendax-Lächeln die Rechnung. Aus meiner Erinnerung war diese jedoch um 50€ zu hoch. Ich bat Sie, mir die Preisetiketten zu zeigen. Etwas verwirrt über den Preis fragte ich: „Entschuldigung, aber das verstehe ich nicht. Warum kostet die Handtasche heute 50€ mehr als gestern?“ „Oh, I don’t understand either!“ Und schon hielt sie das echte Etikett für mich bereit und blinzelte mir in ihrem zarten Englisch „I’m sooooo sorry!“ über den Ladentisch. Da frage ich mich, was dieser jungen Schönheit letztendlich Leid tat? Dass sie mich über den Ladentisch ziehen wollte, oder dass sie es nicht geschafft hat, mir eine Portion Geld extra abzuknöpfen. Solche Geschichten haben wir zu hunderten auf Lager.
In zwei Jahren wurden wir einmal (in Buenos Aires in der U-Bahn) direkt beklaut. Alles, was wir sonst noch „verloren“ haben (Bargeld, eine portable Festplatte, eine Stirnlampe), ging direkt aus unseren Rucksäcken in die Hände des Hotelpersonals.

Egal, ob bei deinem Reiseführer, dem Zimmerservice oder Rezeptionisten deines Hotels sowie bei der Verkäuferin im teuren Designerladen mit „fixed price“ gilt Regel Nr. 16: „Traue niemandem! Aber verliere dabei nicht den Glauben an das Gute im Menschen.“

Last but not least haben wir unsere Regel Nr. 17 von Douglas Adams ausgeliehen:

Du musst in Quito zum Flughafen, bist spät dran. Der Fahrer dreht zu seinem Vergnügen und um den Taximeter in die Höhe zu treiben Extrarunden durch den Berufsverkehr. Zusätzlich ein Stadtmarathon und deshalb überall Absperrungen. „Don’t panic!“

Du sitzt in La Paz in einem Cafe, musst plötzlich ganz dringend auf’s Klo. Die Bedienung führt dich in aller Ruhe über die Straße, durch einen verwinkelten Flur. Dann stehst du endlich vor der Klotür. Am Schlüsselbund zehn Schlüssel, irgendeiner passt letztendlich. Klopapier ist alle, dein Rucksack mit Klopapier im Cafe gegenüber. „Don’t panic!“

Du stehst in Bolivien unter der „24h aqua caliente-Dusche“ streckst dich einmal, kommst mit deiner Hand an das Heißwasserstromkabel am Duschkopf und bekommst einen Stromschlag, der dir durch Mark und Bein geht: „Don’t panic!“

Du wanderst zu zweit einen Canyon hinunter. Du drehst dich um und nach einer Weile des Wartens realisierst du, dass du zum einen deinen Begleiter verloren hast und zum anderen völlig vom Weg abgekommen und im tiefsten Dickicht gelandet bist. Deine Hilferufe schrecken lediglich einen hawaiianischen Hirsch auf. „Don’t panic.“

Du gehst in Hong Kong schlaftrunken in der Nacht pinkeln, machst kein Licht an. Plötzlich Tierkontakt bzw. Riesenkakerlake am Ellbogen. „Don’t panic!“

Ein Taxifahrer will dich nicht dort absetzten wo ausgemacht. Du weigerst dich, den vollen Preis zu zahlen. Er nimmt einen Stein und bedroht dich damit am Kopf. „Don’t panic!“

Du fährst mit 25 bolivianischen Begleitern drei Stunden in einem Minibus. Es ist extrem eng und heiß. Auf deinem Schoß ein kleiner Junge, der nach einer halben Stunde Fahrt würgt. Du hältst seinen Kopf aus dem Fenster. Er beruhigt sich. Anschließend pupst er unentwegt im Schlaf. Er wird immer schwerer. Sein großer Bruder hinter dir übergibt sich in seine Jeansjacke. Du reichst ihm eine Spucktüte. Er benötigt sie nicht, seine Jacke reicht ihm. Du schenkst ihm eine Cola. Er nimmt einen großen Schluck und teilt den Rest mit seiner ganzen Familie. „Don’t panic.“

 

Gnomads bei Aer Lingus

Foto: Der erste Flug der Gnomads von Dublin nach San Francisco

Das war’s für heute von uns.

Aus 33 bereisten Ländern schicken wir viele sonnige Weltreisegrüße und

wünschen euch einen schönen Donnerstag!

Bis bald
sagen

Nils und Yvonne

Auf den Spuren Ho Chi Minh’s

Was wissen wir über den Vietnam? Ein beliebtes Urlaubsland in Südostasien, ein vernichtender Vietnamkrieg und ein Mann namens Ho Chi Minh. Entweder hatten wir dieses Kapitel in der Schule nicht oder ich habe es verpasst. Wer war dieser Ho Chi Minh? In den Tagen in denen wir in diesem Land waren, begegnete uns Ho Chi Minh überall. Er ziert die Vorderseite der Geldscheine, in den Wohnhäusern hängen Bilder an der Wand und Statuen wohin man blickt und letztendlich heißt Saigon nun Ho Chi Minh City. War dieser Ho Chi Minh nun ein „Guter“ oder ein „Schlechter“?

Foto: Ho Chi Minh als Souvenir?

Ho Chi Minh

Fakt ist, dass Vietnam heute ein sozialister Einparteienstaat ist und dass dieses Politbüro ihn anscheinend mag. Ho Chi Minh wurde 1955 Präsident der Demokratischen Republik Vietnams im Norden des Landes, sein Leben widmete er der Wiedervereinigung des Landes, welches in drei Teile gespalten war. Zur Zeit seiner Geburt herrschten die Franzosen über Vietnam, welches zusammen mit Laos und Kambodscha noch Indochina hieß. Schon mit 21 Jahren erkannte Ho Chi Minh, dass die Kolonien der „Kopf der Schlange des Kapitalismus“ seien. Er ging ins Ausland und lebte in Paris, Moskau und Peking mit kommunistischen Freunden zusammen. Erst 20 Jahre später kehrte er zurück, um die „Unabhängige Liga von Vietnam“ zu gründen. Er wurde Präsident des Nordens, erlebte aber die Wiedervereinigung fünf Jahre später nicht mehr.

Zwischenzeitlich kämpfte er gegen die Franzosen, die Japaner und die Amerikaner für die Freiheit seines Heimatlandes. Ein Heimatkämpfer also? Der Che Guevara von Vietnam? Der Vater des heutigen modernen Vietnams? Ho Chi Minh war Präsident des Nordens, der Süden war Allierter des Westens.

Foto: Ho Chi Minh an einer Schulwand

Schule

Tatsächlich hinterließ er einige gute Ansichten. „Der Wald ist unser Gold.“ wirkt heute noch nach und angeblich entstehen jährlich neue Gesetze zum Erhalt des Waldes in Vietnam. Ach ja, sagte ich schon, dass Vietnam ein Einparteienstaat ist? Ich glaube schon. Sagte ich auch, dass die Korruption fester Bestandteil des täglichen Lebens ist und Vietnam sehr weit oben steht auf der Liste der korruptesten Staaten (nach Transparency International)?

Foto: Kommunistenmütze an einem Checkpoint

Kommunistenmütze

Ebenso wollte er kein Mausoleum, sondern sein eingeäscherter Körper sollte gleichermaßen im Norden, Zentralvietnam und im Süden verstreut werden. Für die Kosten eines Mausoleum, sollte man lieber eine neue Schule bauen. Das Politbüro hat sich dagegen entschieden und ihm in Hanoi ein riesiges Mausoleum gewidmet.

Unser Besuch im Ho Chi Minh Mausoleum in Ha Noi

Während wir Mao Zedong in Peking „boykottierten“, sind wir heute froh, den einbalsamierten Ho Chi Minh gesehen zu haben. Denn dies ist ein ganz besonderes Erlebnis mit Gänsehauteffekt. Ohne Rucksack, Kamera und nach etlichen Kontrollen durften wir das Mausoleum betreten. Wir mussten anstehen und warten bis sich weitere vier Besucher zu uns gesellten. Dann wurden wir in das „Heiligste“ Vietnams geführt, vorneweg ein in weiß herausgeputzter Soldat, hinter uns ebenfalls einer. Stehenbleiben verboten, Hände hängen frei nach unten. Ich wurde kurz vor dem Eingang noch einmal ermahnt meine Hände nicht zu verschränken, meine Taschen wurden kontrolliert, doch mein ausgeschaltetes Handy durfte mit. Fotos und Videos verboten!

Wir kamen in einen gedimmten Saal mit neun Wachen, ernst und geradeaus schauend. In der Mitte in einem wohl temperiertem Glaskasten liegt Herr Ho Chi Minh, als würde er gerade sein Mittagsschläfchen halten. Seine Hände gefaltet. Die Russen haben damals ganze Arbeit geleistet, sie kennen sich mit dem Einbalsamieren von Staatsoberhäuptern aus. Ich war der letzte in unserer Gefolgschaft, blieb auf Höhe des Gesichts stehen, wurde aber sofort von hinten weiter gedrückt. In 30 Sekunden sind wir wieder draußen. Wir sechs schauen uns verdutzt an. Welch ein stilles Erlebnis, wir schütteln die Köpfe. Wow – nochmal? Nein, das wäre dann doch zuviel Huldigung auf einmal.

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Kritik an Ho Chi Minh’s Handeln und Leben

1969 verstarb Ho Chi Minh. Und was machten die Amis? Sie versprachen Friedensgespräche. Wie wir wissen endete der Amerika-Krieg (so nennen ihn die Vietnamesen) erst 1975.

Öffentliche Kritik an der Person Ho Chi Minh findet man nur schwer. Facebook ist zeitweise nicht erreichbar im Vietnam. Bei Wikipedia findet man lediglich folgende kurze Passage, die Kritik anspricht:

„Ho Chi Minh wird auch kritisch in seiner Person und der Schuld an Todesopfern in Vietnam hinterfragt. So wird im Schwarzbuch des Kommunismus die Anzahl der Ermordeten in Vietnam, die seinem Verschulden zuzurechnen seien, auf eine Million Menschen geschätzt.“

Erinnern wir uns am Schluß, wo wir sind: im Vietnam, einem Staat mit einer Partei. Wo sind die Oppositionellen? Schon Ho Chi Minh wusste, dass man diese klein halten muss…

…und dennoch haben wir uns im Vietnam sehr wohl gefühlt!

Tschüss Vietnam

Es hat etwas länger gedauert, bis wir uns mit dem Vietnam und seinen Menschen angefreundet hatten. Doch dafür haben wir nun bei Ausreise eine umso intensivere Freundschaft mit Land und Leuten geschlossen. Und leider war am Ende die Zeit sogar viel zu kurz.

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Nordvietnam mit der Halong Bucht und den Reisfeldern finden wir landschaftlich zwar sehr schön, allerdings können wir für uns das allgemeine Klischee, das unter vielen Reisenden herrscht, der Süden sei freundlicher und offener, bestätigen. Ab den Städten Hué und Hoi An in Zentralvietnam war es quasi um uns geschehen und wir hatten total viel Spaß mit den Vietnamesen und sie als sehr freundliche, zurückhaltende und hilfsbereite Menschen kennen gelernt, auch wenn die sprachlichen Barrieren umwerfender waren als in den meisten von uns bereisten Ländern. Denn auf jede W-Frage, auf jede Antwort oder was es auch immer zu klären gab, wurden wir meist mitten im Satz mit einem übereifrigen „Okay, Okay!“ unterbrochen, obwohl für uns gar nichts „okay“ war.
Das kleine Städtchen Hoi An ist nicht ohne Grund UNESCO Weltkulturerbe. Das nahe liegende „My Son“, eine alte Tempelanlage, die ein bisschen an ein kleines und ruhiges Angkor Wat erinnert, ebenso. Besonders gut gefallen hat uns unser „Homestay“ im Mekong Delta sowie eine Bootstour zu den „Floating Markets“ im Delta, ganz zu schweigen von der Technik des Fischfangs und des Reisanbaus.
Saigon oder Ho Chi Minh City quillt vor lauter Vespas aus allen Nähten. Hier eine Straße zu überqueren, ist noch viel schwieriger als irgendwo in China. Trotz ihrer Größe ist die Stadt sehr rücksichtsvoll und freundlich. Und vor allem sind wir begeistert, was die Vietnamesen alles auf zwei Rädern transportieren können!
Extrem spannend war für uns ein Besuch im „War Museum“ in Saigon, das uns erschreckende Einblicke in einen bestialischen Krieg gegeben hat. Denn Napalm war die eine Sauerei, doch das Entlaubungsmittel „Agent Orange“, das heute, in der dritten Folgegeneration immer noch für Missbildungen und Fruchtschädigungen verantwortlich ist, ist an Brutalität und Grausamkeit nicht zu toppen.

Abschließend eine kleine Bildergalerie mit schönen Momenten aus unseren vergangenen drei Wochen:

[mygal=vietnam-artikel]

Wir zwei verziehen uns nun zum Faulenzen und Tauchen bis zum Ende unserer Reise auf die Philippinen, wo wir unseren „Jahresurlaub“ genießen werden. Mit einem „Tschüss Vietnam, danke für die schöne Zeit, wir empfehlen dich weiter“ fliegen wir diese Nacht nach Cebu auf die Visayas und wünschen euch allen ein frohes Neues Jahr!

Chillen in Saigon:

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