Kann man China mögen lernen?

Zu Beginn unserer Weltreise stand die Volksrepublik China noch gar nicht so richtig auf unserer Länderwunschliste. Doch eine Weltreise ohne China?
Da ich auf jeden Fall nach Tibet wollte, haben wir kurzer Hand China und Tibet miteinander kombiniert und uns eine Route durch das Reich der Mitte erstellt. Die Beantragung des Visums in Hong Kong und die Einreise stellten keine Probleme dar und so sind wir nach einem neunstündigen Höllenritt im Übernachtbus am 24.8. im Südwesten Chinas in Yángshuò angekommen.
Das Ergebnis nach einer Woche China: Kulturschock pur!

China Menschen

China Menschen

Chinesische Städte sind gigantische Millionenmetropolen, über denen eine Dunstwolke aus Smog steht, tausende Menschen durch die Straßen wimmeln (Irgendwo müssen sie ja leben, denn schließlich wissen wir um die Überbevölkerung des Landes.), der Verkehr in alle Richtungen „fließt“, so dass das Gelangen von Punkt A nach Punkt B zur Kunst wird. Metropolen, die nachts in allen Farben leuchten, glitzern und blinken und immer stinken.

China

Foto: Mitten auf einer „Stadtautobahn“ wird telefoniert

Es ist permanent laut. Nicht nur der lärmende Straßenverkehr nervt, es „quietscht und pfeift chinesisch“, und erinnert an das Oktoberfest. Durchsagen auf dem Flughafen werden ununterbrochen und über Stunden hinweg wiederholt, simultan muss noch eine wichtige Mitteilung mit dem Megaphon durchgegeben werden und neben uns sitzt ein junger Mann, der mit dem Handy (ohne Kopfhörer) Musik hört.

China Menschen

China

Fotos: Kirmes inmitten der Stadt

Überall lungern Touts herum, die uns eine Tour, ihren Dienst als Reiseführer oder sonst etwas verkaufen wollen. Als wir über der Stadtkarte schwitzen, wollte uns ein hilfsbereiter Herr ungefragt den Weg in das von uns gesuchte Restaurant zeigen. Dankend sind wir ihm gefolgt. Das Ergebnis: Er hat uns zu einem Restaurant seiner Wahl geführt und wollte uns zusätzlich eine Bootstour verkaufen. „Aber das ist ja gar nicht das Cafe Rosemarie!“ Seine Antwort: „Das macht doch nichts. Hier schmeckt das Essen auch gut.“ „Wenn sie uns nicht zu unserem Restaurant bringen wollen, dann bieten Sie uns doch Ihre Hilfe auch nicht an.“ Antwort: „Dann findet euren Weg eben selbst.“

Sich in China z. B. auf einer Toilette oder am Taxistand brav anzustellen, ist eine weitere Geduldsprobe, denn irgendwie scheint es zum guten Ton zu gehören, sich vorzudrängeln. Hier ein Beispiel: Auf der Flughafentoilette stehen etwa 20 Frauen Schlange. Als nächstes sollte ich an der Reihe sein. Plötzlich taucht von hinten eine Frau auf und stellt sich direkt vor mich. Meine Worte „Please respect the queue.“, die mit einer Geste nach hinten unterstützt sind, versteht sie natürlich nicht. Als eine Chinesin sie in ihrer Sprache nach hinten schickt, schaut sie ziemlich bedeppert und es tönt ein verwundertes „Oh“, nach dem Motto: „Das habe ich ja gar nicht gesehen“, aus ihrem Mund.

Auch die Chinesen haben das Reisen für sich entdeckt. Im Monat August ist Urlaubszeit und so überlagern gerade chinesische Reisegruppen die Touristenspots. Bus- und Zugtickes müssen lange vor Termin gekauft werden.

Außerdem ist die Kommunikation unglaublich erschwert. Klar! Egal, wo wir hin wollen, wir brauchen immer eine zweisprachige Stadtkarte und dies ist noch lange keine Garantie, dass wir unser Ziel auch tatsächlich erreichen. Bevor wir unser Hostel also verlassen (vorausgesetzt wir haben es denn auch gefunden), lassen wir uns ALLES schriftlich übersetzen. Dies sieht dann so aus:
„Ich möchte mit dem Bus nach xy fahren.“
„Ich möchte eine Busfahrkarte nach xy kaufen.“
„Ich möchte allerdings schon vorher in xy aussteigen.“

Hinzu kommen das schwül-heiße Klima und Temperaturen bei Nacht um 28 Grad. Somit sind wir konstant nass geschwitzt und haben uns beide eine saftige Grippe (hoffentlich nicht die Vogelgrippe) eingefangen.

Unser Eindruck nach einer Woche China lautet: Die Volksrepublik ist absolut schnelllebig, relativ entwickelt und modern.

Fazit Nr. 1 : China nervt!

Wenn wir dann jedoch diese Millionenstädte verlassen und uns auf den Weg ins chinesische Hinterland machen, entdecken wir ein ganz anderes und sehr sympathisches China:
Absolute Ruhe, der Himmel smogfrei und blau, die Menschen freundlich und hilfsbereit. Selbst wenn niemand englisch spricht, finden wir unseren Weg durch die größten Reisterrassen der Welt, denn die Menschen deuten uns die richtige Richtung und achten konsequent darauf, dass wir uns nicht verirren. Wir übernachten für 5 € und bestellen ein Hühnchen in Bambus, das dort als Spezialität bekannt sein soll. Also steichen wir für ein Abendessen unseren vegetarischen Vorsatz, den wir uns für China genommen haben, denn tiefgekühlten Hund haben wir auch schon entdeckt.

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Foto: Fritierter Hund am Stück oder geschnitten?

Über zwei Stunden warten wir, bekommen mit, wie das Tier gerupft und gehackt wird und sind völlig verwundert, als uns nicht nur die Nieren, der Kopf und die Krallen im aufgeschnittenen Bambus anschauen. Da uns bei diesem Anblick der Appetit sauber vergangen ist, lassen wir zur Freude das Hosts mehr als die Hälfte unberührt zurückgehen. Am anderen Morgen gibt er uns als Gegenleistung eine Ermäßigung, die wir dankend ablehnen.

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Foto: Hühnchen in Bambus

Ein gigantisches und ruhiges China entdeckten wir auch, als wir am Yulong River radelten. Es ging durch die bekannten Karstberge im Südwesten. Die Landschaft ist wunderschön! Es war absolut friedlich und freundlich. Auf einem mit Hand betriebenen Bambusfloß ging es dann flussabwärts.

Fazit Nr. 2 : Das chinesische Hinterland ist wunderschön und auf jeden Fall eine Reise wert. Die Städte darf man nur als Anlaufstelle verwenden, dann schnell in die Dörfer verschwinden.

Lassen wir eine Bilderserie dieses andere China beschreiben:

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Abrodung der Regenwälder und Palmöl – nachgefragt

Das Thema Abrodung des Regenwaldes für Palmöl und dessen Verwendung in Kosmetika, Lebensmitteln und im Biodiesel hat uns beide und manchen Leser doch etwas mehr beschäftigt. Deshalb haben wir bei Miss Biggi, einer Fachfrau in deren Adern ökologisches Blut fließt und deren Herz ausschließlich biologisch schlägt nachgefragt und sie gebeten, einen Gastbeitrag für uns zu schreiben. Brigitte haben wir in Neuseeland beim Wandern kennen gelernt. Sie hat Landwirtschaft studiert und arbeitet als selbständige Bio-Beraterin.

Wir sagen: Vielen Dank für deine Unterstütung Brigitte und uns allen viel Spaß beim „Ölen der Gehirnwindungen“.

Foto: Regenwald in Bolivien

 

Die letzte Ölung oder: Sind wir noch zu retten?

Machen wir doch zu Anfang gleich einmal alle Hoffnungen zunichte: Palmöl ist überall drin. Nicht nur im Biodiesel. Nicht nur in Kosmetika. Es ist das Fett, auf dem alles Gebratene in den asiatischen Ländern daherschwimmt. Es ist das Fett, bekannt bei uns als Palmin und unbekannterweise bei uns als Pflanzenfett überall drin. In Chips, in Tütensuppen, in Schokoriegeln, in Eis, in Aufstrichen – und zwar egal, ob die Produkte als no name, als bekannte Marke oder als Bio-Variante daherkommen. Überall. Auch in Nutella. Auch in Samba (für die Nicht-Ökos: Das ist die Nutella-Biovariante).

Es gibt kein Entrinnen!

Zahlen besagen, dass 90% der Palmölproduktion für Nahrungsmittel verwendet werden und nur 5% für Biotreibstoffe. Wir tanken nicht den Urwald, wir essen ihn. Aber lasst mich noch etwas mehr Palmöl ins Feuer gießen: Das Gleiche gilt ja auch für Soja, für Kaffee, für Bananen. Also: Alle Fleischesser, alle Kaffeetrinker, alle veganen Brotaufstrichesser, was wollt ihr tun? Ich kenne nur einige seltene regionale Rohköstler, die es schaffen, politisch korrekt zu essen und die nur Fahrrad fahren. Diese Menschen gibt es, und sie haben meine volle Hochachtung. Aber was sollen wir Normalos tun?

Jetzt gibt es da eine Weiße Liste Palmöl. Dort sind Unternehmen gelistet, die zum Beispiel auf den Einsatz von Palmöl ganz verzichten. Sie haben dann ein grünes Häkchen dran: Könnt Ihr kaufen, wenn Ihr Orang Utans liebt. Das ist großartig. Aber doch wieder zu kurz gedacht. Denn was soll ich tun, wenn ich außer Orang Utans auch noch die Schmetterlinge Brasiliens oder ganz schnöde die deutschen dicken Rindviecher liebe? Es tut mir als alter Ökotante in der Seele weh, auf dieser Weißen Liste konventionelle Wurstfabrikanten zu sehen. Gut, in deren Rostbratwurst ist kein Palmfett. Aber war in der Kuh, die in der Wurst ist, vielleicht ein Futtermittel, in dem Palmölpresskuchen war? Und gut, im grün abgehakten konventionellen Joghurt ist kein Palmfett, so widersinnig produziert nun wirklich keiner. Aber dafür sind die Milchkühe des von der Weißen Liste empfohlenen Orang-Utan-freien Joghurts mit gentechnisch verändertem Soja aus Brasilien gefüttert – also all die Tiere drin, die sie dort zusammen mit dem Amazonasregenwald gerodet haben. Wir tappen quasi von einem Fettnäpfchen ins nächste? Kann ich mich beim Kauf immer nur entscheiden, wen ich gerade ausrotten will?

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Kann man das tote Krokodil erkennen?

Nun, nur weil etwas nicht so einfach ist, nützt es ja auch nichts, aufgrund von Resignation oder Überforderung in die Tatenlosigkeit zu verfallen. Dann hätte die Welt ja weit mehr verloren als den Urwald und die Orang Utans. Ölen wir also unsere Gehirnwindungen und schauen einmal genauer.

Das EU-Bio-Siegel schließt die Rodung von Urwald nicht aus. Das heißt nicht, dass das Ganze EU-Bio-Palmöl auf gerodeten Urwaldflächen wächst, aber es ist nicht ausgeschlossen. Bei Naturland ist die Rodung von Primärurwald ausgeschlossen. Bei Demeter ist die Rodung von Urwald ausgeschlossen. Bioland hat keine Projekte im fernen Ausland und Importfuttermittel aus ‚Dritte-Welt-Ländern‘ sind ausgeschlossen.
Das heißt klipp und klar und ganz einfach: Wenn Ihr Bioprodukte kauft, die mit diesen Verbandslogos ausgezeichnet sind, dann sind die nicht auf frisch gerodetem Urwald gewachsen. Und das ist doch schon einmal viel, verglichen zum Rest der Welt.

Jetzt ist das aber immer noch nicht die ganze Wahrheit.

Was ist, wenn eine Biofirma hier bei uns zum Beispiel mit einer Firma in Kolumbien zusammenarbeitet, diese Firma in Kolumbien aber außer einem vorbildlichen Bio-Palmöl-Projekt auch noch über eine Tochtergesellschaft verfügt, die plötzlich woanders Regenwald rodet und die Menschen dort vertreibt? So geschehen der Firma Rapunzel mit ihrer Partnerfirma Daabon.

Man kann also doch nur alles falsch machen? Aber mit so einer Haltung wären wir wieder mal auf der gedanklichen Ölspur ausgerutscht. Die Schlussfolgerung heißt nicht: Wir kaufen kein Samba mehr. Nein! Wir haben bislang zu wenig Samba gekauft! Denn sonst wäre das nächste Projekt ja auch wieder Bio geworden. Wir hätten das konventionelle Palmöl gar nicht gebraucht. Wir dürfen nicht dem Paradoxon aufsitzen, nur, weil hier nicht alles perfekt ist, dort zu kaufen, wo alles nicht perfekt ist. So wie Rapunzel, die jetzt mit Daabon verhandeln und entweder die Lage klärt sich oder Rapunzel baut eine neues Palmölprojekt auf. Wichtiger als perfekt zu sein, ist vielleicht, sich auf dem Weg dahin zu befinden?

Denn dann können wir plötzlich alle mitmachen, gell. Und die Aussage: Wir können ja ohnehin nichts tun, stellt sich als verbrämte Rechtfertigung der eigenen Faulheit heraus. Und die sei uns auch zugestanden. Aber so ein bisschen, manchmal was machen, das wär‘ schon gut. Und so ist für uns alle, egal wo wir stehen, der nächste Schritt der Beste.

Vor diesem Hintergrund gibt es plötzlich lauter gute Möglichkeiten:

Kategorie 1: Für die Hardliner unter den neoliberalen Kapitalisten: Nur RSPO-zertifiziertes Palmöl kaufen (soll eine ’nachhaltige‘ Produktion garantieren)

Kategorie 2: Für Otto-Aldi-Normalverbraucher: Mal was von der weißen Liste kaufen oder mal ein Bioprodukt kaufen

Kategorie 3: Für die Ökotanten: Auf Verbandsbioware umsteigen (Bioland, Naturland, Demeter)

Kategorie 10: Für die Perfektionisten: regional und saisonal ökologisch einkaufen und kein Schokoaufstrich mehr

Für alle: politische Unterstützung eines Moratoriums für Urwaldrodungen.

Wo Ihr Euch einordnen wollt, entscheidet Ihr selbst. Mischformen sind zugelassen. Alles geht in die richtige Richtung – Hauptsache, Ihr geht nicht rückwärts.

Und weil es auch um politische Rahmenbedingungen geht, an denen wir beim Einkaufen kaum etwas ändern können, gibt es einen Weltagrarbericht.

„Wir kennen die Herausforderungen, wir kennen die Lösungen, wir haben die Mittel. Worauf also warten wir?“ – Wer hier ein bisschen Interesse verspürt, kann das im Weltagrarbericht nachlesen – http://www.weltagrarbericht.de – eines der aus meiner bescheidenen Sicht wichtigsten und wesentlichsten Dokumente, die je verfasst wurden (Deutschland hat übrigens nicht unterzeichnet). Auf der Site gibt es auch viele tolle Vorschläge, was wir noch alles so tun können.

Und wenn es dann passiert, dass sich die Stuttgarter Verkehrsbetriebe, die endlich und stolz von Erdöl umgestellt haben auf Biodiesel, sich etlichen als Affen verkleideten Demonstranten gegenüber sehen, können wir lachen. Denn es ist ja nicht unwahr. Aber schief. Denn Tiefsee-Ölbohrungen sind neuerdings ja nicht wirklich besser als Urwaldrodungen. Und wir brauchen Alternativen zum Erdöl. Jedenfalls wir, die wir Auto fahren und nicht nur radeln.

Während wir und die Welt auf die Rettung durch den Weltagrarbericht warten, könnten wir unterdessen schon einmal zusammen weiterkommen und 1. als Zivilgesellschaft der Welt zusammenwachsen und 2. anders teilen lernen. Ist das nicht eine tolle Aufgabe? Auf Reisen kann man schon mal anfangen damit. Und für die Daheimgebliebenen: Hauptsache bei uns liegt der Affe nicht im Einkaufskorb.

Das wollte schon immer mal gesagt haben:

Miss Biggy

die Bio-Beraterin

Kraftstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen (d.h. aus Pflanzen)

Pflanzenölkraftstoff
Unbehandeltes oder raffiniertes Pflanzenöl
Grundstoff in Deutschland: in der Regel Raps

Biodiesel
Fettsäuremethylester
Grundstoff in Deutschland: in der Regel Raps
(auch möglich: Sonnenblumen, Soja, Palmöl, Tierfette)

Bioethanol
hergestellt durch Vergärung und Destillation
Grundstoffe in Deutschland: in der Regel Getreide, Mais, Zuckerrübe

Biomethan
hergestellt aus dem Vorprodukt Biogas
Grundstoffe für die Erzeugung von Biogas in Deutschland: Getreide, Mais, Gülle, Abfälle aus der Lebensmittelherstellung

Biodiesel darf übrigens Biodiesel heißen, weil der Begriff „Bio“ für Lebensmittel zwar geschützt ist, aber nicht für Treibstoffe. Biokraftstoffe heißen so, weil sie aus Pflanzen (Bios = griechisch, das Lebendige) bestehen. Die Pflanzen selber müssen nicht biologisch angebaut sein.

Der Regenwald auf Borneo stirbt

Zu Schulzeiten ist die Abholzung des Regenwalds im Zusammenhang mit Mc Donald’s und Brasilien erstmals in mein Bewusstsein getreten. In späteren Jahren war da noch Günther Jauch in der Fernsehwerbung: Krombacher Bier trinken für den Regenwald, rückte die traurige Tatsache wieder in den Fokus meiner Aufmerksamkeit. Aber der Regenwald war damals so fern. Und so war der Slogan „Rettet den Regenwald“ über kurz oder lang nach hinten in mein Bewusstsein gerückt und vergessen. Heute jedoch ist er näher und präsenter denn je!

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Foto: Palmölplantage am Fluss Kinabatangan

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Fotos: Abgerodete Flussufer

Eine Dschungeltour mit Übernachten im „Dschungelcamp“ hatten wir für zwei Nächte gebucht. Eine Stunde Bootsfahrt auf dem Fluss Kinabatangan sollte uns in den Regenwald Borneos führen. Vermissten wir den Regenwald doch schon während unserer Fahrten über die grüne Insel Borneo. Denn Palmölplantagen haben dem schönen Wald soweit das Auge reicht Platz gemacht und vom geliebten Regenwald war kaum mehr etwas zu sehen. Mit viel Hoffnung ging es den Fluss entlang, doch irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich zu meiner eigenen Beerdigung gefahren werde. Mit geschnürter Kehle und feuchten Augen saßen wir mit sechs anderen Abenteurern im Boot. Und das einzige Trauerspiel, das sich uns zeigen wollte, waren geschlagene Baumstämme, die uns massig entgegenschwammen, ein zarter Duft von Feuer, gestapelte Baumstämme am Ufer und Palmölplantage an Palmölplantage am Flussufer. Lediglich eine Baumreihe wurde rechts und links des Flusses stehen gelassen, bzw. junge Bäumchen neu gepflanzt, um der Erosion ein bisschen vorzubeugen.

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Fotos: Frisch gerodete Wälder

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Im 19. Jahrhundert waren auf der drittgrößten Insel der Welt, auf Borneo, noch 95% der Landschaft mit Regenwald bedeckt. Im Jahr 2009 waren es lediglich noch 50%.
Speziell im Gebiet um den Fluss Kinabatangan sind noch 30% des nachgepflanzten Waldes erhalten, der urprüngliche Regenwald ist dort zu 100% tot, so der Manager unserer Unterkunft in Sepilok. In einer Studie, die 2004 im „Journal Conservation Biology“ veröffentlicht wurde, heißt es, dass von 1997 bis 2002 79% des geschlagenen Regenwaldes in geschützen Gebieten stattgefunden hat.

Das konnten wir bei unserem Ausflug nicht übersehen, denn eine Regenwaldwanderung im nachgepflanzten Wald dauerte eine Stunde und ging über 900 Meter. Eine Bootsafari war eine Flussrundfahrt mit wenig Wild und ohne Natur. Auf Borneo sind nur „Pockets“ an Regenwald erhalten, das Land dazwischen wurde abgerodet und mit Palmölplantagen bepflanzt. Dies bedeutet, dass der älteste Regenwald der Welt Baum für Baum gerodet wurde und weiterhin gerodet wird, dass die Menschen, die im Regenwald leben, die wilden Tiere ihren Lebensraum verlieren. Die Orang-Utans sind in den Palmölplantagen gefangen, da sie nicht vom einen Stückchen Regenwald in das andere Stück Regenwald wandern können,…
Offiziell heißt es, dass die Rodung nur noch in ausgezeichneten Gebieten stattfinden darf, keine neuen Gebiete mehr hinzukommen und der restliche Regenwald vor der Abrodung geschützt sei. Wir fragen uns: Was geschieht jedoch illegal hinter dem Vorhang? Wer hält sich in der Realität an diese Regel? Man bedenke die oben zitierte Studie des Journals Conservation Biologie.

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Fotos: Frisches Holz aus dem Regenwald zum Abholden bereit

Mit trüber Stimmung haben wir den Regenwald nach einer Nacht fluchtartig verlassen und wissen nun:
Der Regenwald auf Borneo ist am Sterben!

Nachgeschlagen bei Wikipedia:
Malaysia und Indonesien sind die wichtigsten Anbauländer für Ölpalmen und liefern gemeinsam 85% der Weltproduktion, welche im Jahre 2007 bei ca. 39 Mio. Tonnen Palmöl lag. In den letzten Jahren stieg die Weltjahresproduktion jährlich um bis zu 15,4%. Malaysia verfügt über einen Weltmarktanteil von 43% und Indonesion von 44%. Palmöl ist vor Sojaöl das mengenmäßig am meisten produzierte Pflanzenöl der Welt. Der weltgrößte Produzent von Palmöl und Biosprit ist das asiatische Unternehmen Wilmar International Limited mit Hauptsitz in Singapur. 1991 gegründet hat der Konzern einen Gewinn von 1,8 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Das Unternehmen besitzt rund 435.000 Hektar Palmölplantagen und 25 Raffinerien in Singapur, Malaysia und Indonesien. Vor allem die Verwendung von Biodiesel hat den Preis von Palmöl in die Höhe getrieben und die Abrodung in Borneo nochmals stark angetrieben.

Die Europäische Union und Asien sind die Hauptabnehmer für Palmöl. Wir in Europa verwenden Palmöl vor allem in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie sowie für die Herstellung von Bio-Diesel. Palmöl finden wir in Rama, Lätta-Margarine von Unilever, in Nutella, in Kellog’s Smacks, in Milka-Schokolade mit Cremefüllungen, in Bahlsen-Keksen, in der Prinzenrolle, in manchen Haribo-Süßigkeiten, in Schokoriegeln wie Mars, in Maggiprodukten, Knorr- und Erascosuppen, in Milchnahrung von Milupa und Alete, in Dove-Seife von Unilever, in der Penaten Lotion, in der Nivea-Cream und Olaz-Tagescreme, im Labello, in Haarspülungen von L’Olreal, in Shampoos von Wella und in Waschmitteln wie Ariel, Persil, Frosch und Terra Aktiv, so klärt uns die Homepage von Greenpeace auf.
Wir Verbraucher können Palmöl aus Urwaldzerstörung nur vermeiden, indem wir ökologisch erzeugte Produkte kaufen.
Es ist schon klar, dass man von Affen alleine nicht leben kann. Aber was ist z. B. in 50 Jahren, wenn Bio-Diesel durch Elektroautos ersetzt wurden? Wenn man anstatt von Palmöl eine andere günstigere Alternative gefunden hat und die Industrie ihr Interesse am Palmöl verliert? Ist vielleicht gar nicht so unrealistisch, oder? Was hinterlassen Malaysia und Indonesien ihren nachfolgenden Generationen?

Welche Massen Regenwald in Südamerika täglich abgerodet werden, wollen wir erst gar nicht wissen. Haben wir doch unseren Ausflug in den Madidi Nationalpark in Bolivien in so schöner Erinnerung…

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Fotos: Junge Ölpalmen werden zum Anbau angeliefert

Reisen mit Kindern in Neuseeland

Eine Leserin hat uns gebeten, einen Beitrag über Reisen mit Kindern zu schreiben. In meinem Kopf war der Inhalt zu diesem Thema tatsächlich schon länger, denn Neuseeland bietet sich regelrecht dazu an. Nach Aufforderung bringe ich den Artikel endlich auch auf den Bildschirm.

Seit unserer Ankunft sind uns nicht nur die Massen an jungen Backpackern und älteren Reisenden aufgefallen. Vor allem Familien stechen hier regelrecht ins Auge: Kinder jeder Altersklasse, im Kinderwagen, in der Kraxe oder zu Fuß. Besonders niederländische, schweizer und deutsche Familien machen sich auf den Weg, Neuseeland mit dem Wohnmobil zu erkunden. Verständlich, denn Neuseeland ist ein absolut kinderfreundliches Land!

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Foto: Familiendusche auf einem Zeltplatz in Neuseeland

Wenn Eltern und Kind den Flugmarathon gut überstanden haben, dann steht dem Urlaub bei den Kiwis nun wirklich nichts mehr im Wege. Die Tagesetappen im Auto sind im Gegensatz zu Südamerika gut zu meistern, das Land ist absolut sicher, die Menschen hilfsbereit und freundlich und das Essen bleibt drin.
Tageswanderungen sind auch für Kinder in der Kraxe gut möglich. Größere Kinder können zahlreiche Wanderwege selber gehen, die Auswahl ist unerschöpflich. Lediglich die „great walks“ sind aufgrund des schnellen Wetterwechsels nicht für Kinder unter 10 Jahren geeignet.

Die Campingplätze in Neuseeland sind genial ausgestattet. Es gibt über das ganze Land verteilt mehrere Ketten von Campingplätzen, wie z. B. „Top 10 Holiday Parks“ oder „Holiday Parks“, die absolut kinderfreundlich sind. Nicht nur weil es Spielplätze, manchmal auch einen Fahrradverleih oder einen Minigolfplatz gibt. Fast jeder Campingplatz verfügt über reine „Family Facilities“, die nur Familien zur Verfügung stehen. Alle Anlagen waren bisher absolut sauber und der Preis für die Übernachtung liegt bei etwa 10 € pro Erwachsener, jedes weitere Kind kostet etwa 5 €. Die privaten Campingplätze sind billiger und meist nicht ganz so luxuriös ausgestattet aber ruhiger und insgesamt auch sehr familienfreundlich.

Familiendusche auf dem Campingplatz

Foto: Familienbäder verfügen immer über einen Wickeltisch und eine Wanne für Kinder.

Ein Problem in Neuseeland ist jedoch die Kraft der Sonne und diese ist auf keinen Fall zu unterschätzen. Die Kiwi-Kinder werden z. B. im Kinderwagen komplett hinter einem Sonnenschutznetz versteckt, denn im Sommer dauert es abhängig vom Hauttyp nur 5 bis 7 Minuten bis man sich die ungeschützte Haut verbrennt. Deshalb Neuseeland im Hochsommer besser meiden und lieber im Herbst oder Frühling bereisen.

Diese Familie reist seit sieben Wochen mit ihrem VW Bus durch Neuseeland. Nur noch zwei Wochen Urlaub verbleiben, dann werden die finnische Mutter und der neuseeländische Vater ihre Heimat Neuseeland verlassen und ein neues Zuhause in Finnland finden.

reisen mit Kindern in Neuseeland

Foto: Fünkföpfige Familie beim Abendessen auf dem Campingplatz

reisen mit Kindern in Neuseeland

Foto: Bepackter VW Bus

Auf Hawaii haben wir uns beim Campen mit einer deutschen Familie unterhalten. Sie sind mit ihrer etwa dreijährigen Tochter zahlreiche Wanderwege unter anderem auch den Napali Coast Track gelaufen. Anstelle von zwei Nächten haben sie einfach vier Nächte eingeplant.
In Namibia haben wir eine Familie aus München getroffen. Weihnachten haben sie mit ihren zwei Kindern (Alter geschätzt auf drei und fünf Jahre) im Wüstensand von Sossusvlei gefeiert.
Und wer sagt denn, eine Weltreise mit Kindern sei unmöglich? Erinnert ihr euch noch an die französische Familie, die mehrere Jahre mit ihren Kindern um die Welt gezogen ist?

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Foto: Weltreisemobil einer französichen Familie

Wir als „Nicht-Eltern“ denken: Ob man mit (Klein-)Kindern Fernreisen unternehmen kann oder nicht, ist abhängig von der Einstellung der Eltern sowie der Stressschwelle von Kind und Erwachsenen und somit individuell zu entscheiden. Wichtig wäre zu schauen, was tut den Eltern und was tut meinem Kind gut? Neuseeland könnte auf jeden Fall ein Reiseziel für Familienurlaube sein.
Gleichzeitig sagen wir: „Eines Tages reisen wir nur noch ins Allgäu, an die Nordsee, Ostsee und zu Oma und Opa. Und vielleicht noch nach Italien.“ Mal schauen wie lange es dauert, bis wir unsere Reisereichweite gedanklich wieder vergrößern werden…;-)

Was meinen (reisende) Eltern zu diesem Thema? Wie verbringt ihr euren Familienurlaub? Was sind eure Erfahrungen? Was ratet ihr?

Was wir über Dubai gelernt haben

Nach knapp einer Woche Dubai machen wir uns heute bereit für unseren 25 Stunden langen Flugmarathon, um unseren dritten Kontinent anzusteuern.
Selbst wenn in Dubai vor kurzem das höchste Gebäude der Welt eröffnet wurde, zählt die Stadt sicherlich nicht zu unseren Lieblingsstädten. Vor allem nach Afrika habe ich Dubai als ziemlich dekadent erlebt. Allein die Autos, die hier die Straßen beleben, habe ich bislang noch nicht mal im Fernsehen gesehen. Vor der Dubai Mall parkt ein riesiges Vermögen aus Blech mit Emblemen wie Mercedes, BMW, Porsche, Lamborgini, Maserati, Bentley, Aston Martin, Maybach, Ferrari und Hummer.

mclaren in dubai

Bei diesem Mercedes McLaren handelt es sich z. B. um ein Sondermodell mit einer limitierten Auflage von 3.500 Autos. Der Preis liegt bei 476.000 € aufwärts.

lamborgini in dubai

Für die italienischen Autoliebhaber wurde ein Lamborgini in der ersten Reihe geparkt. Parkgebühr am besten Platz, direkt am Eingang, 100 € am Tag. Die Welt ist dekadent!

Jetzt muss man aber wissen, dass manche Araber für ihr Nummernschild noch mal ein Vermögen ausgeben. Denn Nummernschilder mit zwei- bzw. drei- oder vierstelligen Ziffern sind richtig teuer, d.h. oftmals doppelt und dreifach so teuer wie das Auto selbst. Sie können z. B. aus reinem Vergnügen oder für einen guten Zweck gekauft bzw. ersteigert werden. Alle einstelligen Ziffern sind für den König und seine Familie reserviert, die fünfstelligen für’s normale Fußvolk.

nummernschild in dubai

In der Dubai Mall bin ich aus Spaß in ein Einrichtungshaus mit dem Namen „Armani/Casa“ gestapft. Als ich einen ledernen Bilderrahmen nach dem Preis absuchte und dabei gleich zwei weitere umgestoßen habe, war ich sehr froh, dass wir unsere Haftpflichtversicherung doch nicht gekündigt haben. Die Unterhaltung mit der Verkäuferin aus den Philippinen war sehr aufschlussreich:

armani casa

Y: „Haben Sie wirklich Kunden, die Ihre teuren Möbelstücke kaufen?“ (Stimmt, naive Frage! Aber zu diesem Zeitpunkt hatten wir die Autos vor der Tür nocht nicht gesehen und ich mir über die Dimensionen von Öl noch keine Gedanken gemacht 🙂
V: „Ja, klar! Auf die Laufkundschaft kann ich mich zwar nicht wirklich verlassen, die kaufen ’nur‘ Einzelstücke, aber ich habe z. B. zwei Kunden aus Nigeria. Einer hat letzte Woche ein Sofaset für 500.000 Dirham (100.000€) gekauft.“
Y: „Wow, wie teuer!“
V: „Dafür könnte ich mir auf den Philippinen ein ganzes Haus kaufen. Dieses Bett hier kostet 55.000 Dirham (11.000€) und die Matratze zusätzlich 3800 Dirham (800€).“
Y: „Und es sieht noch nicht einmal gut aus.“
V: „Die Menschen sind hier so reich, sie wissen einfach nicht, wie sie ihr Geld ausgeben sollen.
Y: „Und was für Kunden haben Sie?“
V: „Viele Hotels, Firmen und Villen werden mit unseren Möbelstücken ausgestattet.“

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Eines der zahlreichen Luxusbetten. Das Kopfteil sowie die Seitenteile sind mit einem Stoff aus Seidengemisch überzogen.

Nobel geht die Welt zugrunde, oder? Erinnern wir uns an das Gespräch mit Moses, der uns in sein Dorf bei Rundu mitgenommen hat: „Wenn ich Kleider, Medikamente und Spielzeug habe, dann kann ich mein Geld für Nahrung ausgeben“…

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Wenn wir uns in der Stadt Dubai mit offenen Augen umsehen, dann stellen wir fest, dass die arbeitende Bevölkerung aus Indien , den Philippinen, China, dem Libanon und Syrien kommt. Die Scheichs und ihre Frauen haben wir noch nie bei einer Tätigkeit angetroffen. Sie besitzen ganz einfach das Geld und die Immobilien und lassen quasi arbeiten!

Da in Dubai auf den Produkten keine Mehrwertsteuer veranschlagt ist, fragen wir unseren indischen Kellner, woher die Regierung bzw. der König sein Geld bekommt.
K: „Na von unseren Visen. Mein Arbeitgeber muss an den Scheich eine bestimmte Menge Geld für mein Visum bezahlen.“
N: „Wir brauchen aber gar kein Visum.“
K: „Europäer nicht. Aber wir schon.“ (Wir wissen nicht, ob sich dies nur auf europäische Touristen bezieht.)
N: „Und wie ist dann dein Gehalt?“
K: „Dementsprechend niedrig. Ich habe einen Vertrag für drei Jahre, wenn ich vorher gehe, muss ich für den verursachten „Schaden“ bezahlen. Meinen Pass habe ich bei meinem Arbeitgeber abgeben müssen.“
N: „Hast du Familie?“
K: „Ja, eine Frau und eine Tochter. Sie leben in Kalkutta. Aber ich kann sie nicht hier her holen, das ist viel zu teuer. Ihr seid aus Deutschland, oder?“
N: „Ja.“
K: „Ich habe Anfang der 90er Jahre in Wien drei Jahre lang Hotelmanagement studiert. Ich hatte aber nur ein Studentenvisum und ein Arbeitsvisum haben sie mir nie ausgestellt. Also musste ich wieder zurück. Jetzt bin ich hier.“
N: „Wie hat dir Wien gefallen?“
K: „Klasse! Alles war so strukturiert und verlässlich. Wenn die Öffnungszeiten der Post oder der Bank von 8 bis 17 Uhr gingen, dann wurden pünktlich um 8 Uhr die Tore geöffnet und alle Arbeiter saßen schon auf ihren Stühlen hinter ihren Schaltern. Pünktlich um 17 Uhr wurde geschlossen. Wenn die Person hinter einem Schalter kurz weg war, dann hat das nie länger als fünf Minuten gedauert. In Indien weiß man nie, wann die Geschäfte öffnen und schließen. Da können Stunden zwischen den offiziellen und inoffiziellen Arbeitszeiten liegen. Da kann man sich auf nichts verlassen.“

Das kommt uns durchaus bekannt vor und mit einem Schmunzeln im Gesicht fragen wir uns, wie das denn sonst in Österreich bzw. in Europa sein sollte…

Nils fragt ihn nach den indischen und chinesischen Arbeitskräften, die hier in großen Gruppen auf den Baustellen zu finden sind.

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K: „Sie leben hier in kleinen Häusern (Containern?). Etwa acht Männer teilen sich ein Haus. Sie haben Verträge für ein paar Jahre, kommen über Agenturen ins Land und zahlen eine kräftige Vermittlungsgebühr. Verdienen tun sie hier nicht viel. Das wenige Geld, das sie verdienen, schicken sie in ihre Heimat, um ihre Familien zu unterstützen und natürlich um die Vermittlungsgebühr abzuarbeiten. Sie arbeiten quasi nur, um einen Job zu haben.“
In einem Nebensatz vergleicht er die Arbeitnehmerverhältnisse mit „Sklaverei hinter dem Vorhang“!!

In einem anderen Gespräch haben wir erfahren, dass die Scheichs schon alleine aufgrund ihrer Religion immer wieder spenden und viele großzügige Spenden an arme Menschen abtreten. Diese Ölquellen in Dubais Umland sind in Familienbesitz! Wenn Ausländer ins Land kommen wollen, dann brauchen sie erstmal einen Sponsor, also einen Scheich. Später gehören dem Scheich 51% ihres Verdienstes und 49% bekommt der arbeitende Ausländer selbst.

scheichs in dubai

Alle Infos, die wir über die Scheichs in Dubai erfahren haben, beziehen wir wie gesagt aus Gesprächen mit Ortsansässigen. Wenn also einer unserer Leser über gegenteilige oder weitere Informationen verfügt, dann freuen wir uns, wenn ihr unseren Beitrag erweitern und bereichern könntet.
Aufgrund der weitreichenden Internetzensuren posten wir diesen Artikel auch erst, wenn wir Dubai bereits wieder verlassen haben! 😉 Aber immerhin ist es in Bangkok und in Singapur ebenfalls so, dass viele Seiten im Internet gesperrt sind.

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Zu Besuch in einem afrikanischen Dorf in der Nähe der Stadt Rundu.

Bevor wir nach Botswana einreisten, haben wir einen Stopp am Okavango River eingelegt. Zwei Nächte verbrachten wir in der „N`Kawazi Lodge“ mit Blick nach Angola. Die N’Kawazi Lodge unterstützt die umliegenden Dörfer, eine Schule, ein Waisenhaus und sorgt für Stipendien für begabte Schüler. Derzeit studiert z. B. ein Schüler Medizin in der Ukraine und ein anderer Ingenieurswesen in Russland.
Der Okavango bildet die Grenze und jeden Tag kommen Menschen aus den Dörfern Angolas ans gegenüberliegende Flussufer, um sich und ihre Wäsche zu waschen und ihr Vieh zu tränken. Mit dem saftig grünen Flussufer und dem afrikanischen Himmel ein herrlicher Anblick und eine herrlich Stimmung!

Waschen am Okavango River

Wasser holen am Okavango River

Wir hatten die Gelegenheit, eines der zahlreichen Dörfer in Namibias Norden zu besuchen:
Eine Familie bestehend aus 24 Menschen bildet das Dorf. Moses, einer der Angestellten unserer Unterkunft, ist das so genannte „Familienoberhaupt“ – 30 Jahre alt, der einzige mit Einkommen und mit Hilfe von Touristen lernt er deutsch. Seine Frau stammt aus Angola, ihr Alter weiß niemand. Verlobt sind die beiden seit er 15 Jahre alt ist. Er ist seinem Schwiegervater noch heute eine Kuh schuldig. Seine Frau hatte am Anfang Angst vor ihm. Kennen gelernt haben wir die Frau jedoch nicht, da sie mit dem sechs Monate alten Kind auf dem Feld war. Die anderen Erwachsenen des Dorfes waren ebenfalls irgendwo auf dem Feld oder einen entlaufenen Bullen einfangen. Im Dorf waren aber seine zwei großen Kinder im Alter von vier und zwei Jahren sowie drei ältere Waisenkinder, die Moses in sein Dorf aufgenommen hat. Die kleinen Kinder sitzen ganz alleine im Dorf und sandeln irgendwie vor sich hin. Moses führt uns durch das Zimmer bzw. die Hütte seines Bruders und seiner Mutter sowie in die Küche. Wir spielen das bekannte afrikanische Spiel im Sand, dessen Namen wir nicht kennen.

Im Dorf:

afrikanisches Dorf

Moses Haus – hier lebt er mit seiner Frau uns seinen drei kleinen Kindern:

afrikanisches dorf

Die Küche:

afrikanische Küche

Im Haus seiner Mutter:

afrikanisches Schlafzimmer

Spielen im Sand:

Dorfleben in Afrika

Moses Tochter:

Kind in Afrika

Moses Sohn:

Kind in Afrika

Kinderfuß in Afrika

Dann erzählt uns Moses: “ Ich bin der einzige Verdiener im Dorf. Ich kann es mir nicht leisten, alle Kinder zur Schule schicken. Meine Mutter ist 47 Jahre, an meinen Vater kann ich mich nicht erinnern. Er ging früh nach Südafrika. Meine fünf Geschwister sind von zwei anderen Vätern. Mein jüngerer Bruder ist ein Jahr älter als meine Tochter.
Der Vater des großen Jungen dort sitzt wegen Mordes im Gefängnis. Seine Mutter ist an Aids gestorben. Meine Frau und ich, wir haben uns testen lassen. Wir sind beide negativ. Da bin ich sehr stolz drauf! Auch meine Kinder sind HIV negativ. Aber Aids ist ein großes Problem. Wir haben hier in den Dörfern viele Waisenkinder.
Das nächste Krankenhaus ist 3 Kilometer entfernt, aber da arbeiten nur Krankenschwestern. In Rundu gibt es ein richtiges Krankenhaus, aber bis dahin sind es 20 Kilometer. Eine einfache Fahrt mit dem Taxi kostet (umgerechnet) einen Euro. Wenn man nachts akut ins Krankenhaus muss, dann muss man einen Nachbarn mit Auto bitten. Dieser verlangt dann (umgerechnet) 30 Euro für die Fahrt. Deshalb ist mein Sohn hier im Dorf auf die Welt gekommen. Meine Mutter und meine Tante haben meiner Frau geholfen…“

Was wir bei Moses und seiner Familie lernten, haben wir in Regel Nr. 10 zusammengefasst: „Jammere nicht auf hohem Niveau!!!“

Im Norden Namibias hat es uns beiden mit am besten gefallen. Hier waren die Menschen extrem freundlich. Auf ein einfaches Winkes gab’s das breiteste Lächeln, das wir uns vorstellen können. Hier und im Caprivi Streifen haben wir ein Gefühl für Afrika bekommen, auch wenn wir noch nie so arme Menschen gesehen haben.

Ach ja, wer glaubt unsere Altkleiderspenden kämen direkt bei den hilfsbedürftigen Menschen an, der irrt. In Rundu gibt es z. B. einen Markt, auf dem unsere alten Kleider zu Bergen VERKAUFT werden. So war das nicht gedacht, oder? Die Menschen in diesem Gebiet sind jedoch so arm, dass sie sich nicht einmal unsere gebrauchten Kleider leisten können! Wenn also einer unsere Leser nach Rundu kommen und Platz im Koffer haben sollte, in den Dörfern sind gut erhaltene Kleiderspenden immer willkommen. Moses meint: „Wenn ich Kleider, Medikamente und Spielzeug habe, dann kann ich mein Geld für Nahrung ausgeben.“

Kind in Afrika

Ein Festessen für die Löwen

 

Achtung: Der folgende Beitrag ist blutrünstig und ekelhaft. Schwache Gemüter bitte nicht weiterlesen. Lieber hier klicken!

Ein Festessen für die Löwen oder: „The circle of life“

Unser vierter Tag im Krüger Nationalpark, es regnet. In aller Frühe haben wir unseren Campingplatz verlassen und fahren wieder durch den Park. Wo sind all die wilden Tiere hin? Lediglich ein paar Giraffen, eine Elefanten-, eine Zebraherde und ein fauler Löwe haben sich bei diesem Wetter aus ihren Ställen getraut. Wo sind unsere geliebten Katzen?

Es ist kurz vor Mittag und wir haben wieder Glück. Wow, aber was soll das werden?
Am Straßenrand wacht ein selbstbewusster Löwe über einem dreifach so großen, leblosen Körper. Es ist ein dunkles Huftier mit geschwungenen Hörnern. Könnte ein Büffel sein. Diesen müssen die Löwen unmittelbar vorher gejagt und erlegt haben.
Was uns in der kommenden Stunde erwartet?

Mittagsschmaus im Regen:

Zwei Löwenweibchen kommen aus dem Dickicht über die Straße gelaufen. Legen sich auf die Erde. Fangen an am Hinterteil des Tieres zu nagen und zu beißen. Sie scharren hörbar mit ihren scharfen Zähnen am Fell entlang. Das Gewebe knackt. Ein Riss. Darm und Blase quellen heraus, platzen auf, werden verspeist. Die Löwinnen fressen gemeinsam. Die Weibchen haben das Zepter fest in die Hand genommen. Der König hat wohl keinen Hunger und verlässt das Spielfeld.

Aasgeier lauern gespannt in der unmittelbaren Nähe. Die Löwinnen unterbrechen ihr Mahl, horchen. Laufen um das tote Tier herum. Sind unruhig. Die Geier müssen weg! Ein Weibchen lässt einen tiefen Warnschrei los. Erinnert mehr an einen Hund als an einen Löwen. Gebrüllt hat sie nicht. Erschrocken haben wir uns trotzdem. Während die eine Löwin sich auf den Weg macht die Geier zu verscheuchen, frisst die andere genüsslich weiter. Die wachende Dame checkt die Lage. Alles klar!

Das Festmahl kann weitergehen: Immer wieder mit der Zunge den toten Büffelkörper und den Mund ablecken. Jetzt ist die Bauchdecke dran. Ein paar kräftige Bisse. Aber das reicht nicht. Der Büffel muss gewendet werden. Mit ein bisschen Kraft schafft das eine Dame alleine. Eine Pfote von hinten gegen den Körper gestemmt, mit dem Eckzahn anbeißen, Gewichtsverlagerung und nach hinten ziehen. Die Bauchdecke ist offen. Sieht aus wie ein Kinderspiel. Jetzt mit aller Kraft am Magen ziehen und zerren.

Während die eine Löwin weiter mit den Verdauungsorganen kämpft, geht die andere wieder ans Hinterteil. Was macht die da??
Wir hatten sie schon fast vergessen, bis sie plötzlich aufsteht. Ein entsetztes Raunen geht durch die Zuschauer. Der Atem stockt. Im Maul trägt die Löwin ein ungeborenes totes Büffeljunges, verlässt den Ort des Geschehens, lässt sich drei Meter weiter im hohen Gras nieder und verschwindet vollkommen von der Bildfläche.

Die andere Löwendame zieht und zerrt weiterhin mit vollem Körpereinsatz am Magen. Er reist auf, sein Inhalt fällt zu Boden. Sie ist noch nicht zufrieden. Zerrt weiter. Stemmt sich gegen die Erde. Ihre starken Schultermuskeln, deutlich strukturiert, sind nicht zu übersehen. Der mittlerweile längst aufgerissene Magen verlässt die Bauchhöhle. Sein Inhalt gut sichtbar auf der Erde. Es ist geschafft. Der Büffel dürfte weitgehend „leer“ sein. Löwenkopf und ein Großteil ihres Rumpfes verschwinden in der Bauchhöhle des Büffels. Mit blutverschmiertem Maul kommt sie wieder heraus. Ihre Schnauze rot. Das Blut tropft von ihrem Bart. Sie leckt sich die Zunge. Schaut, überprüft die Lage. Alles gut! Sie ist satt. Fertig! Zufrieden verschwindet auch sie im hohen Gras. Verdauungsnickerchen?

Ruhe und Frieden sind wieder eingekehrt. Alles wie immer.

Der Kreislauf des Lebens hat für die Büffeldame und ihr ungeborenes Junges am 29.10. gegen 12 Uhr ein Ende gefunden.
Wir sind platt! Was uns die rohe Natur in knapp einer Stunde Schauspiel geboten hat, ist der helle Wahnsinn und schon ein bisschen eklig!

Lassen wir Bilder sprechen:

[mygal=loewen]

Die große Löwenschau

Fünf männliche Löwen liegen im Gestrüpp nahe der Straße. Faul und träge. Groß ist der Andrang. Zahlreiche Autos scharen sich um die Tiere. Die Krallen werden ausgefahren. Jeder will der erste sein.

Die Tiere: Hin und wieder eine Drehung. Eine Pfote, am Baumstamm entlang ausgestreckt, wandert hoch und runter. Den Kopf kurz anhebend und schauend. Jede Bewegung wird von uns mit Spannung erwartet und neugierig verfolgt. Desinteressiert steht ein Löwe auf und verlässt mit raschen aber eleganten Schritten die Gruppe. Er verschwindet auf der anderen Straßenseite. Wie groß er ist und schön. Die Mähne so voll und so flauschig.
Dann eine lange Pause. Nach einer Stunde sind die meisten Zuschauer gelangweilt und verlassen das Feld. Geduld ist angesagt! Die haben wir mitgebracht und sie wird belohnt. Nach einer weiteren Stunde kommt Bewegung in das faule Löwenleben. Die Tiere erheben sich, vertreten sich kurz die Beine, stupsen sich freundlich an und suchen sich einen neuen Schattenplatz. Wow, sind die prächtig!
Ein Löwe läuft direkt auf mich zu und blickt mir tief in die Augen. Zwischen drei und vier Metern war er weg. Der Atem stockt, die Hände zittern. Ich bin froh, dass ich die Kamera nicht in der Hand halte. Das Fenster doch besser schließen? Zündung an.
Ein anderer Löwe, ebenso glanzvoll, legt sich direkt an den Straßenrand. Gähnt, schenkt mir seitliche Einblicke und putzt sich mit seiner riesigen Zunge, überall.

Im Schatten faulenzen:

Löwen im Krügernationalpark

Löwen im Krüger Nationalpark

Löwen im Krüger Nationalpark

Löwe im Krüger National Park

Zärtlicher „Begrüßungsstups“:

Löwen im Krüger National Park

Löwen im Krüger National Park

Konzentration:

Löwe im Krüger National Park

Löwe im Krüger National Park

Frontaler und näher ging’s nicht:

Löwe im Krüger National Park

Löwe im Krüger National Park

Löwe im Krüger National Park

Bei der Körperpflege:

Löwe im Krüger National Park

Löwe im Krüger National Park

Löwe im Krüger National Park

Löwe im Krüger National Park

Löwe im Krüger National Park

Löwe im Krüger National Park

Löwe im Krüger National Park

Welch‘ eine Wonne der Natur – und wir mittendrin! Ja, ja, ja!