Weltreise Resümee, Teil 1

Seit gut einem Monat sind wir zurück in Deutschland und langsam wird es Zeit für unser Weltreiseresümee. In den letzten Wochen unserer großen Reise und ganz besonders unter der Sonne Thailands haben wir immer wieder unsere Weltreise reflektiert und gemeinsam assoziiert. Notiert haben wir für uns und euch die Antworten jedoch unabhängig voneinander. Deshalb werden wir sie auch in zwei Blogbeiträgen posten.
Wie schön, dass einige von euch virtuell mit uns um die Welt gereist sind und Interesse an unseren Berichten, Bildern und Erfahrungen hatten. Habt Dank dafür! Derzeit verfassen wir wohl die letzten Blogartikel von unserer Weltreise. Heute mein persönliches Weltreise Resümee.

Viel Spaß beim Lesen wünscht,
Yvonne

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Foto: zwei faule Gnomads

Mit meinem persönlichen Fazit möchte ich nicht bis zum Schluss warten:

Weltreise zum Nachahmen empfohlen!

Die größte Herausforderung auf einer Weltreise liegt in der Länge der Zeit. Was mit Aus- und Einsteigen, dem konstanten Organisieren und Planen, Begegnungen mit und dem Einstellen auf viele fremde Kulturen, dem Reduziertsein auf allen Ebenen auf ein Minimum und somit auf den Verzicht der kleinen, feinen Dinge verbunden ist. Das Schönste auf Reisen ist für mich, dass der Morgen immer ungewiss ist, denn es gibt kein Murmeltier auf Weltreise!

Was ich noch zu sagen hätte:

Meine Lieblingsländer:
Tibet
: Das tibetische Hochland und der tibetische Buddhismus sind mit nichts zu vergleichen. Die Gläubigkeit der Menschen, die Lebensweise der Nomaden, die schneebedeckten Riesen! Das alles ist für mich nicht in Worte zu fassen. Selbst wenn während der Kulturrevolution von den 6000 Sakralbauten 99% zerstört wurden, werden die Chinesen es nicht schaffen, den Himalaja, aus tibetischer Sicht den Sitz der Götter, zu zerstören. Deshalb rufen die Tibeter beim Überqueren der hohen Pässe „Die Götter werden siegen!“ und ich: „Free Tibet!“

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Foto: Lake Manasarova in Westtibet

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Foto:tibetische Nomadin mit ihrer Yakherde


Argentinien
: Buenos Aires ist die genialste Stadt, die ich kenne. Die Architektur, die Antiquitäten in San Temlo und die Tangoatmosphäre, die überall auf den Straßen herrscht, der Stolz und die Freundlichkeit der Argentinier. Und mein persönliches i-Tüpfelchen: drei Wochen Tangotanzkurs. In Kombination zu all dem die Bergspitzen und Gletscher Patagoniens und Riesenkakteen im Norden des Landes! Manchmal wäre es schön, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte. Argentinien habe ich als ein ganz besonders schönes Land in Erinnerung!

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Foto:Tango in Buenos Aires

Patagonien

Foto: Cerro Torre und Cerro Fitzroy


Bolivien:
Das echte Südamerika lebt in Bolivien. Eine Reise durch Bolivien ist extrem untouristisch, deshalb ein bisschen anstrengend aber umso schöner. Ich mag die indigenen Menschen , die Anden, den Titicaca-See.

Sonntagsmarkt in Tarabuco

Foto: Sonntagsmarkt in Tarabuco

isla del sol

Foto: Isla del Sol


In welches Land ich gerne noch gereist wäre:
Myanmar
. Doch leider haben wir uns aus Sicherheitsgründen dagegen entschieden. Wir wollten Ende des Jahres 2010 einreisen und somit zur selben Zeit wie dort Wahlen stattgefunden haben und die Friedensnobelpreisträgerin nach sieben Jahren Haft entlassen wurde. Bestätigt wurde unsere Sorge durch die thailändische Presse, die über die Vorbereitung auf einen Bürgerkrieg der burmesischen Oppositionsführer berichtete.

Schönste Begegnung mit Menschen:
Im Jokhang Tempel in Lhasa habe ich sehr lange zugeschaut, wie die Mönche einen Buddha mit goldener Farbe ausgiebig und liebevoll anmalten und anschließend mit Kathas schmückten. Ich hatte Blickkontakt zu einem jungen Mönch, ihn angesprochen und mich bei ihm bedankt. Er hatte mich nicht verstanden. Ein tibetischer Reiseführer hatte sich eingeschaltet und übersetzt. Auf den Buddha deutend sagte ich: „Thank you; very beautiful.“ Ich habe noch für einen Augenblick das Geschehen verfolgt und wollte dann gehen. Plötzlich haben mir der Guide und ein Wärter nachgerufen und mich zum Warten aufgefordert. Ich war etwas vor den Kopf gestoßen. Da erschien der Mönch wieder und drückte mir fünf kleine Plastiktütchen mit etwas Stoff, Reis und Weizenkörnern in die Hände. Dummerweise wusste ich nicht, was ich damit sollte und fragte, ob ich das dem Buddha als Opfer geben solle. „Nein, das ist für dich. Das ist eine Segnung!“ erwiderte der Reiseführer. Eine Französin und ein Chinese standen nickend und mit einem „Wow, welch‘ eine Ehre“ in ihrem Gesicht neben mir. Mir fehlten die Worte! Mit einem „Thank you“, einem „Tashi Deleg“ und einer tiefen Verneigung habe ich den heiligsten Tempel Tibets wieder verlassen.

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Foto: Jokhang Tempel

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Foto: Mönch beim Debattieren im Kloster Sera


Schönste Begegnung mit Tieren:

Die Löwen am Straßenrand im Krüger Nationalpark . Zum Greifen nah, tiefster Blickkontakt und einmal die Zunge geleckt.

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Foto: Löwenmännchen


Schönste „Nicht“-begegnung:
Mit dem Dalai Lama

Größte Faszination von Menschenhand geschaffen:
Machu Picchu ! Das steht außer Frage und danach kommt lange nichts!

Machu Picchu

Foto: Die ersten Sonnenstrahlen über Machu Picchu


Größtes Naturspektakel:

Das Okawangodelta . Ich habe selten etwas Friedlicheres und gleichzeitig doch so Wildes erlebt! Die Stimmung im Okawango Delta ist für mich grandios! Und überall dieses satte Grün. Soweit das Auge reicht nur grün!

Okawango Delta

Foto: Sumpflandschaft des Okawango Deltas

Die Unterwasserwelt . Unglaublich welche Farben und Formen in der Tiefe des Meeres ihr Zuhause haben.

Hai

Foto: Whitetip shark

Reisende Lieblingsnation:
Holländer. Absolut unkompliziert, offen, freundlich, hilfsbereit und witzig!

Am wenigsten gefallen hat mir:
Südafrika, der Unterschied zwischen Sein und Schein ist mir zu groß. Dieses Land habe ich als unecht erlebt.

Freundlichste Menschen:
Laoten und die Bewohner des Inselstaates Vanuatu.

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Foto: Mädchen auf Vanuatu


Gefährlichster Moment:

Nach vier Wochen Weltreise haben wir auf Hawaii eine Wanderung in den Waimea Canyon unternommen. Nils hatte Fotos geschossen, ich bin freudig (ohne Karte, habe sie mir aber vorher glücklicherweise angeschaut) losgewandert. Irgendwie habe ich nicht aufgepasst, bin vom Hauptweg abgekommen und ohne es zu merken auf einem Jägerpfad gelandet, der mich ins tiefe Dickicht führte. Bis ich dies festgestellt hatte, waren Nils und ich schon soweit voneinander entfernt, dass er meine Rufe nicht mehr hören konnte. Gut, dass ich den Rucksack und somit Wasser, Regenjacke und etwas zu essen dabei hatte, denn die Nacht im Canyon hatte ich schon vor Augen. Über eine Stunde bin ich im Dickicht des Canyons rumgeirrt bis mir die Karte wieder in den Sinn gekommen ist. Da hieß es, dass ein Fluss in den Canyon hinunterführt, unten auf einen anderen trifft und dort dann auch der Endpunkt der Wanderung sei. Das Flussbett hatte ich gefunden, bin somit glücklicherweise relativ schnell unten angekommen und dort auf zwei Amerikaner gestoßen, die mir den Rückweg gezeigt haben. Unversehrt habe ich Nils im Auto auf mich wartend angetroffen. Mein T-Shirt habe ich unmittelbar nach dieser Aktion weggeschmissen, denn da saß wirklich der Todesangstschweiß drin.

Waimea Canyon

Foto: Waimea Canyon


Übelster Moment:

In Bolivien habe ich mir „Parasitas“ eingefangen. Nach vier Wochen immer wieder Durchfall habe ich mich in einer Höllennacht sieben Mal stereo entleert. Alle zwei Stunden hatte ich Magenkrämpfe, die mir das Gefühl gaben, Arnold Schwarzenegger zerquetsche meinen Magen. Am anderen Morgen habe ich mich unglaublich über Buscopan Krampflöser und ein Parasitentötungsmittel gefreut. Von da an konnte ich essen, was ich wollte.

Auswandern?
Nicht wirklich… aber Argentinien würde mir schon gefallen.

Was darf auf einer Weltreise nicht fehlen?
Ohrenstöpsel! Sonnencreme für das Gesicht von La Roche-Posey, LSF 50+. Das war das einzige, das ich mir aus Deutschland hab schicken lassen. Und natürlich ein warmer Schlafsack, denn es gibt nichts Undankbareres als nachts zu frieren. Ach ja und ab und zu eine Tafel Schokolade von Lindt. Außerdem ist das Internet nicht mehr wegzudenken. Alle Planung läuft online und natürlich die Verbindung in die Heimat. So manche Email von daheim war wie eine Scheibe Schwarzbrot mit Butter. Wie lief das eigentlich früher?

Was ich am meisten vermisst habe?
Ein bequemes Bett, in dem wir uns nicht in der Mitte treffen und in dem mich keine Federn zwischen die Rippen drücken.

Verlängern?
Eine Weltreise ist kein Urlaub und zwei Jahre sind manchmal eine richtig lange Zeit gewesen. Es gibt zwar Länder, für die ich gerne mehr Zeit gehabt hätte oder die ich letztendlich doch noch gerne gesehen hätte, die Zeit aber nicht gereicht hat. Insgesamt ist es sehr gut, so wie es ist.

Was ich für mich persönlich gelernt habe?
– Wenn etwas nicht klappt, nicht an den Dingen festhalten, sondern sie ins Land ziehen lassen. Das war manchmal mein Glück, denn es ergab sich eine viel bessere Chance. Mein Motto: Es ist wie es ist!
– Es gab Kulturen, Mentalitäten und auch Begegnungen mit Westlern oder mir selbst, die ich anstrengend fand. Um nicht zu sagen: „Manche Menschen und Situationen haben mich unglaublich genervt.“ Dann bestand die Kunst für mich darin, lernen zu beobachten und zu verstehen ohne zu urteilen.
– Luxus = Definitionsfrage
– Deutschland ist ein gutes Land. Oder: Wir sind gesegnet!

Ob ich noch mal auf Weltreise gehe(n) (würde)?
Auf jeden Fall!!!
Zwei Jahre um die Welt zu reisen, war die allerbeste Idee und mit die beste Entscheidung meines Lebens! Ich bin so dankbar für diese Zeit. Dankbar, dass alles so wunderbar geklappt hat und uns unsere Schutzengel permanent begleitet haben.
Für die ferne oder nähere Zukunft habe ich schon Plan zwei und drei im Hinterkopf: Erstmal möchte ich auf Deutschlandreise gehen. Im Rentenalter könnte ich mir eine Reise durch Alaska, Kanada, Skandinavien und weitere Teile Asiens vorstellen. Vielleicht klappt’s ja. Dann aber mit einem eigenen fahrbaren Untersatz oder wie auch immer…
Wie sieht’s aus? Seid ihr dabei?

 

11 Gedanken zu „Weltreise Resümee, Teil 1“

  1. Sehr schöne Fotos und eine tolle Zusammenfassung, die Lust auf Reisen macht:) Ich möchte auch gerne nach Buenos Aires, um Tango „von der Picke auf“ zu lernen – wird aber noch mind. 1-2 Jahre dauern. Ansonsten möchte ich noch mehr von Asien erkunden; ganz oben auf der Liste stehen Thailand, Vietnam, Kambodscha und China.

  2. Hi Yvonne
    Deine Zusammenfassung habe ich mit Freude gelesen u. freue mich schon auf Teil 2 von Nils.
    Eine Kostprobe des Tanzkurses wäre toll.
    Gruss Jürgen u. Steffi

  3. Liebe Yvonne, Du hast einfach treffend beschrieben, wie Du die Reise empfunden hast, dazu die schönen Bilder … DANKE für Deine Ehrlichkeit und Dein Gefühl.
    Ich fand die Begegnung mit dem Mönch am Beeindruckensten. DANKE 😉

  4. Hallo,

    2 Jahre sind ja schon ein ziemlich lange Zeit. Ich war mal 10 Monate in Indien, Nepal und Sri Lanka unterwegs.

    Für mich war die erste Zeit, als ich wieder in Deutschland war irgendwie komisch. Deutschland wirkte für mich total steril fast plastikmäßig. Es war der absolute Kontrast zum Leben in Südasien. Man könnte fast von einer Art Kulturschock sprechen.

    Nach einiger Zeit hat sich dieser Eindruck zwar verloren, aber meine Sichtweise auf viele Dinge hat sich verändert. Ich sehe die Welt heute mit anderen Augen. Beispielsweise denke ich mir bei manchen „Deutschen Problemen“ – das ist Jammern auf höchstem Niveau.

    Geht es Euch irgendwie ähnlich?

    Schöne Grüße
    Volker

  5. Hallo Yvonne, deine Zusammenfassung ist sehr interessant, da ist sicher was dran, wenn man so viel von der Welt gesehen hat. Bin gespannt auf Nils Eintrag! LG und bis bald!

  6. Interessantes Resumée – ich würde mich auch sehr über Gedanken und Tipps zum Wiedereinstieg ins deutsche Leben freuen 🙂

    lg, Karin

  7. bin eben innerhalb meiner 3 jahre weltreise.

    ich fuehle mich so fremd ueberall auf der welt, ausser in asien fuele ich mich wie zu hause.

    momentna in br und muss sagen, dass es primitiv hier ist… nicht nur die leute…
    lol, will nicht meckern.,,
    aber ich mag asien mehr als suedamerika…

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