Gesichter Neuseelands

Die Geschichte Neuseelands ist nicht lang, dafür aber umso schneller vorangeschritten. War es doch eine der letzten Gegenden der Erde, die besiedelt worden sind. In weniger als ein tausend Jahren entstanden zwei neue Völker: Die polynesischen Maoris und die europäischen Neuseeländer. Letzteren kamen per Schiff aus Holland, Frankreich und vor allem aus England. Und obwohl die ersten Europäer schon 1642 auf Neuseeland trafen, wurde es erst 1840 britische Kolonie.

Während die heutigen Kiwis stolz auf ihr „neues Seeland“ sind, so wie es der holländische Kapitän Abel Tasman damals nannte, sind die Maoris es umso mehr. Diese Kultur prägt auch heute noch das Land, vor allem die Nordinsel. Noch 15% der Einwohner sind Nachkommen der Maori, ca. 500.000 Menschen.

Kein Neuseelandaufenthalt ist vollständig, ohne in diese alte Kultur einzutauchen. In Wellington besuchten wir das berühmte „Te Papa“ Museum, in dem wir eine fantastische Maori Austellung bewunderten. In Rotorua haben wir einen Abstecher nach „Te Puia“ gemacht – hier findet man Neuseelands bekannteste Maori Attraktion. Neben dem Kunsthandwerk und den zahlreichen Geysiren kann man dort einer Tanzvorstellung (dem „Haka“) beiwohnen, in der alte Riten gezeigt werden.

Besonders die Tätowierungen „Ta-moko“, die geschnitzten Holzgesichter „Hei-tiki“ und die Gesichtsausdrücke der Krieger sind bewunderswert und haben eine wichtige Bedeutung in der Kultur. Wer kennt nicht die rausgestreckte Zunge, wenn man im Fernsehen Bilder von Neuseeland sieht? Diese soll Angst einflößen und dem Feind zeigen, dass man bereit zum Kampf ist. Oder man möchte damit Missachtung ausdrücken.

rausgestreckte Zunge

Die Gesichter, die wir in den letzten drei Monaten am Ende der Welt zu Gesicht bekommen haben, waren überaus freundlich wie ihr wisst. Das Abschiedsgesicht am Morgen des 1. Mai hingegen überhaupt nicht: Wir hatten unser Auto in der Parkgarage geparkt. Leider waren wir knapp 30 Minuten zu spät dran, um den Parkschein zu verlägern. Nach exakt 15 Minuten haben sie den Wagen rigoros abgeschleppt und wir durften ihn für schlappe 100€ freikaufen. Da kommt Freude auf…

Euch viel Spaß mit den „Gesichtern Neuseelands“.

[mygal=maori-gesicht]

Reisen mit Kindern in Neuseeland

Eine Leserin hat uns gebeten, einen Beitrag über Reisen mit Kindern zu schreiben. In meinem Kopf war der Inhalt zu diesem Thema tatsächlich schon länger, denn Neuseeland bietet sich regelrecht dazu an. Nach Aufforderung bringe ich den Artikel endlich auch auf den Bildschirm.

Seit unserer Ankunft sind uns nicht nur die Massen an jungen Backpackern und älteren Reisenden aufgefallen. Vor allem Familien stechen hier regelrecht ins Auge: Kinder jeder Altersklasse, im Kinderwagen, in der Kraxe oder zu Fuß. Besonders niederländische, schweizer und deutsche Familien machen sich auf den Weg, Neuseeland mit dem Wohnmobil zu erkunden. Verständlich, denn Neuseeland ist ein absolut kinderfreundliches Land!

Familiendusche

Foto: Familiendusche auf einem Zeltplatz in Neuseeland

Wenn Eltern und Kind den Flugmarathon gut überstanden haben, dann steht dem Urlaub bei den Kiwis nun wirklich nichts mehr im Wege. Die Tagesetappen im Auto sind im Gegensatz zu Südamerika gut zu meistern, das Land ist absolut sicher, die Menschen hilfsbereit und freundlich und das Essen bleibt drin.
Tageswanderungen sind auch für Kinder in der Kraxe gut möglich. Größere Kinder können zahlreiche Wanderwege selber gehen, die Auswahl ist unerschöpflich. Lediglich die „great walks“ sind aufgrund des schnellen Wetterwechsels nicht für Kinder unter 10 Jahren geeignet.

Die Campingplätze in Neuseeland sind genial ausgestattet. Es gibt über das ganze Land verteilt mehrere Ketten von Campingplätzen, wie z. B. „Top 10 Holiday Parks“ oder „Holiday Parks“, die absolut kinderfreundlich sind. Nicht nur weil es Spielplätze, manchmal auch einen Fahrradverleih oder einen Minigolfplatz gibt. Fast jeder Campingplatz verfügt über reine „Family Facilities“, die nur Familien zur Verfügung stehen. Alle Anlagen waren bisher absolut sauber und der Preis für die Übernachtung liegt bei etwa 10 € pro Erwachsener, jedes weitere Kind kostet etwa 5 €. Die privaten Campingplätze sind billiger und meist nicht ganz so luxuriös ausgestattet aber ruhiger und insgesamt auch sehr familienfreundlich.

Familiendusche auf dem Campingplatz

Foto: Familienbäder verfügen immer über einen Wickeltisch und eine Wanne für Kinder.

Ein Problem in Neuseeland ist jedoch die Kraft der Sonne und diese ist auf keinen Fall zu unterschätzen. Die Kiwi-Kinder werden z. B. im Kinderwagen komplett hinter einem Sonnenschutznetz versteckt, denn im Sommer dauert es abhängig vom Hauttyp nur 5 bis 7 Minuten bis man sich die ungeschützte Haut verbrennt. Deshalb Neuseeland im Hochsommer besser meiden und lieber im Herbst oder Frühling bereisen.

Diese Familie reist seit sieben Wochen mit ihrem VW Bus durch Neuseeland. Nur noch zwei Wochen Urlaub verbleiben, dann werden die finnische Mutter und der neuseeländische Vater ihre Heimat Neuseeland verlassen und ein neues Zuhause in Finnland finden.

reisen mit Kindern in Neuseeland

Foto: Fünkföpfige Familie beim Abendessen auf dem Campingplatz

reisen mit Kindern in Neuseeland

Foto: Bepackter VW Bus

Auf Hawaii haben wir uns beim Campen mit einer deutschen Familie unterhalten. Sie sind mit ihrer etwa dreijährigen Tochter zahlreiche Wanderwege unter anderem auch den Napali Coast Track gelaufen. Anstelle von zwei Nächten haben sie einfach vier Nächte eingeplant.
In Namibia haben wir eine Familie aus München getroffen. Weihnachten haben sie mit ihren zwei Kindern (Alter geschätzt auf drei und fünf Jahre) im Wüstensand von Sossusvlei gefeiert.
Und wer sagt denn, eine Weltreise mit Kindern sei unmöglich? Erinnert ihr euch noch an die französische Familie, die mehrere Jahre mit ihren Kindern um die Welt gezogen ist?

familienweltreisemobil

Foto: Weltreisemobil einer französichen Familie

Wir als „Nicht-Eltern“ denken: Ob man mit (Klein-)Kindern Fernreisen unternehmen kann oder nicht, ist abhängig von der Einstellung der Eltern sowie der Stressschwelle von Kind und Erwachsenen und somit individuell zu entscheiden. Wichtig wäre zu schauen, was tut den Eltern und was tut meinem Kind gut? Neuseeland könnte auf jeden Fall ein Reiseziel für Familienurlaube sein.
Gleichzeitig sagen wir: „Eines Tages reisen wir nur noch ins Allgäu, an die Nordsee, Ostsee und zu Oma und Opa. Und vielleicht noch nach Italien.“ Mal schauen wie lange es dauert, bis wir unsere Reisereichweite gedanklich wieder vergrößern werden…;-)

Was meinen (reisende) Eltern zu diesem Thema? Wie verbringt ihr euren Familienurlaub? Was sind eure Erfahrungen? Was ratet ihr?

Auflösung des neuseeländischen Fotorätsels

Okay, unser neuseeländisches Fotorätsel war eindeutig zu einfach. Gleich die ersten beiden Vorschläge haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Habt Dank für’s Mitraten!

Südlich der Stadt Rotorua liegt „Orakei Korako“, das „Verborgene Tal“. Es ist ein spiritueller Maori-Ort, in dem Neuseelands besterhaltenes Geothermalgebiet mit Geysiren, Schlammlöchern, heißen Quellen, einer Höhle und einem fantastischen Farbenspiel bestaunt werden kann.

Vulkanaktivität in Neuseeland

Foto: Im Hintergrund die Terrasse „Das goldene Vlies“

Was auf dem Bilderrätsel zu sehen war sind Heißwasser-Algen, die in Temperaturen bis zu 60 Grad wachsen. Die Terrasse, an der das Foto aufgenommen wurde, entstand im Jahre 131 n. Chr. durch ein Erdbeben.
Andere Fotos, hauptsächlich die weißen aus der Bildergalerie, stammen aus der so genannten „Farbenpalette des Künstlers“, die 8.000 bis 14.000 Jahre v. Chr. durch hydrothermale Aktivität entstanden ist. Was wir als weiße Farbe wahrnehmen, ist Kieselerde. Die darunterliegenden Quellen, die aus der Erde schießen, schaffen beste Bedingungen für den Algenwachstum.

Unter den Fotos findet ihr auch blubbernde Schlammlöcher. Sie entstehen dort, wo thermale Flüssigkeit das Oberflächengestein chemisch zersetzt und sich als Folge Lehm bildet. Dieser wird durch die unterirdischen Quellen erhitzt, der Schlamm blubbert.

Hier ein kleiner Auszug aus der Farbenpracht der Vulkanaktivität in Neuseeland:

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Am Schicksalsberg von Mordor

Während auf Island der Vulkan Eyjafjallajökull kräftig Asche spuckt, so dass bei euch sogar der Flugverkehr eingestellt wurde, schlafen die Vulkane Neuseelands in aller Ruhe, dampfen wie gewohnt ein wenig vor sich hin und verbreiten üblen Schwefelgestank.

Tongariro Nationalpark

Foto: Mt. Ngauruhoe

Die letzen drei Tage waren wir im Tongariro Nationalpark, der bekannt ist für seine drei Vulkane, Krater und Kraterseen, wandern. Der Mt. Ruapehu (2797 m) lag in der Ferne. Den Mt. Tongariro (1967 m) und den Mt. Ngauruhoe (2287 m), auch berühmt als der Schicksalsberg aus „Herr der Ringe“, haben wir umrundet und wie Frodo und Sam erklommen. Zur Belohnung hat uns der Schicksalsberg einen fantastischen Einblick in seinen Schlund geboten.
Doch das war noch lange nicht alles: Lavabrocken, erstarrte Lavaflüsse und Sand soweit das Auge reicht. Einen „Roten Krater“, drei leuchtend türkisfarbene und drei blaue Kraterseen sowie eine 360 Grad Rundumsicht durften wir genießen. Sonnenaufgänge und -untergänge wie im Märchen, ein königlich blauer Himmel am Tage und ein verheißungsvoller Sternenhimmel haben uns auf unserer Wanderung begleitet. Des Nachts hat uns die Rangerin auf der Hütte eine Einführung in Astronomie erteilt und uns verschiedene Sternbilder am südlichen Himmel gezeigt. Da Nebensaison ist, hatten wir die Hütte ganz für uns alleine und keiner hat über oder unter uns im Stockbett geschnarcht oder im Schlafe gar das Bett auseinandergenommen.

Tongariro Nationalpark

Foto: Vulkane un Lavagestein im Tongariro Nationalpark

Tongariro Nationalpark

Foto: Der Rote Krater und der Mt. Ngauruhoe

Roter Krater

Foto: Der „Rote Krater“

Emerald Lakes

Foto: Emerald Lakes

Ersteigung des Mt. Ngauruhoe

Foto: Aufstieg zum Mt. Ngauruhoe

Krater des Schicksalsbergs

Krater des Schicksalsbergs

Fotos: Der Krater des Mt. Ngauruhoe

Mt. Ruapehue

Foto: Blick vom Mt. Ngauruhoe auf den Mt. Ruapehu sowie den Upper und Lower Lake

Tongariro Nationalpark

Foto: Mond und Venus nach Sonnenuntergang

Tongariro Nationalpark

Tongariro Nationalpark

Fotos: Sonnenaufgang über dem Lake Rotoaira

Ketetahi Hut, Tongariro Nationalpark

Foto: Frühstück auf der Hütte

Nur zwei Wochen vor Ausreise hat uns Neuseeland nochmals mit zahlreichen Glücksmomenten verwöhnt, wie genial!

Auf der Nordinsel von Neuseeland

Nach knapp neun Wochen auf der Südinsel von Neuseeland sind wir nun per Fähre auf der Nordinsel angekommen. Nach zwei unspektakulären Tagen in Wellington sind wir nun schon fast 600 Kilometer weit gefahren – inkl. einem 12 Dollar Strafzettel für’s Falschparken… 😉

Schöne Leuchttürme, Küsten und viele Muscheln haben uns nun auf dem ersten Teilstück erwartet. Weiter nördlich ein großer Vulkan. Viele sagen, die Nordinsel sei lang nicht so schön wie der Süden, aber bisher sehen wir das nicht so – der Norden überrascht uns genauso wie der Süden. Nun blicken wir drei oder vier Tage wandern im Tongariro Nationalpark entgegen. Und dann werden wir sehen, was die Nordinsel sonst noch für uns bereithält.

Neuseeland

Den Leuchttürmwärter am Cape Pallister gibst schon seit den 80er Jahren nicht mehr.

Leuchtturm

Schlafplatz mit Aussicht – Zeit zum Reinemachen oder Frühjahrsputz.

parken

reinmachen

Wenn das kein klassicher Vulkan ist – der Mount Taranaki.

vulkan

vulkan

Wir grüßen euch aus dem Norden!

Worüber man spricht…

Einer der zahlreichen Reize unserer Reise sind, neben dem Kennenlernen der fremden Kulturen, Mentalitäten und Landschaften, die Gespräche, die wir führen: Was denken die anderen? Was interessiert sie? Für uns ist es äußerst interessant aufzuzeigen, worüber wir uns mit anderen Reisenden unterhalten, denn der Grundtenor ist seit 15 Monaten gleich!

 

volk


Hier ein paar interessante Ausschnitte:

Mit den jungen Reisenden aus aller Herren Länder tauschen wir uns gewöhnlich über Erlebnisse, Reiseziele, Tipps und / oder unsere Berufe aus. Sprich, wir führen „leichte“ Gespräche über „leichte“ Themen.
Was andere Landsmänner an Deutschland interessiert, ist sehr häufig die Wiesn. „Ward ihr schon mal auf dem Oktoberfest?“ „Warum heißt es Oktoberfest, wenn es im September stattfindet?“ „Wie können die Bedienungen so viele Bierkrüge tragen?“ Und oftmals sei es ihr Ziel, irgendwann im September nach München zu reisen.
Eine junge Kanadierin wollte wissen, ob wir Deutschen denn alle einen Job hätten: „Germany is such a small country, do you all have a job?“ Stimmt, in Deutschland leben circa 82 Mio. Menschen auf verhältnismäßig engem Raum und verglichen mit Kanada, ist das schon eher „gedrückt“…

Mit Menschen ab grob gesagt 50 Jahren, ist dies ganz anders. Viele haben Deutschland bereits bereist. Sie kennen den „River“ Rhein und die Mosel, haben mindestens unsere Städte Frankfurt, Berlin und München gesehen und die Amerikaner kennen auf jeden Fall Garmisch. Sie erinnern sich mit einem Schmunzeln an die „Holzkästen mit Blumen“ vor den Häusern in Bayern, sind begeistert von den Kuckucksuhren aus dem Schwarzwald und erstaunt über die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn. Ausnahmen sind sogar die Ammergauer Passionsfestspiele bekannt. Ein junger Japaner, der in München für ein Jahr studiert hat, lobt den Geschmack der deutschen Küche, ist aber erstaunt über die Größe unserer Portionen. Die Schweinshaxen auf Kloster Andechs hätten es ihm angetan.
Das Fazit, das die meisten unserer Bekanntschaften nach ihrer Deutschlandreise ziehen, ist durchweg positiv.

Oftmals dauert es nur eine Minute: „Oh, you are from Germany…“ und schon sind wir in irgendeiner Form in der deutschen Geschichte gelandet. „Good history“, meinten einst ein Brasilianer und ein Kanadier unabhängig voneinander. Und es fielen Namen wie Schiller, Goethe, Beethoven, Martin Luther, Albert Schweizer, Kant und Hegel. Deutschland, das Land der Dichter und Denker eben!

Wenn man die Geschichte Deutschlands thematisiert, und das wird sie auf jeden Fall und auch sofort , dann wird zu 100% die dunkle Seite unserer Historie diskutiert, denn Deutschland sei bekannt „for the good and evil“.
Wir sprechen über den Krieg, den Wahn, den Holocaust, den Widerstand und den Wiederaufbau. Oskar Schindler, Dietrich Bonhoeffer und die Geschwister Scholl sind bekannte Widerstandskämpfer. Dass 42 Anschläge auf Hitler vereitelt wurden, haben wir von einem Kanadier gelernt.

Einige, die wir treffen, haben eine persönliche Verbindung zu Deutschland und europäische Wurzeln. Der oben erwähnte Kanadier ist z. B. in den Niederlanden aufgewachsen. Sein Vater hatte im Untergrund gegen Hitler gekämpft. Irgendwann mussten sie jedoch ganz schnell ihre Heimat verlassen. Zuflucht haben sie in Kanada gefunden. Wie die jungen Deutschen heute zum Krieg stünden, wollte sein Freund von uns wissen.

Eine Amerikanerin fragte uns über die Stadt Würzburg aus, denn dies sei die Heimatstadt ihrer Oma gewesen. Die Oma sei mit ihrer Mutter, die damals noch ganz klein war, in die USA geflüchtet. Sie würde gerne mal nach Deutschland und im Speziellen nach Würzburg reisen. Aber irgendwie…
Dann fragt sie, ob der Ausdruck „herzlichen Dank“ heute noch Verwendung findet oder einer völlig veralteten „Oma-Sprache“ entspricht. Voller Begeisterung erzählt sie, dass sie in ihrem Leben bereits vielen Deutschen begegnet sei und diese „the best people ever“ waren. Wir, die besten Menschen überhaupt?

Aus blauem Dunst heraus fragte sich ein Kiwi oder besser gesagt fragte er uns, wie sich die Israelis und die Deutschen, die sich heute auf Reisen begegnen, so gut verstehen könnten? „Warum denn nicht?“ lautete unsere Gegenfrage. Erstaunlich ist für uns, dass wir mit Israelis nie über die vergangene Geschichte reden, sondern immer nur über die aktuelle Politik in ihrem Land heute und evtl. über ihren Glauben und die damit verbundenen Kochregeln.

Nur ein britisches / irisches Paar war etwas zynisch: „Ach was soll’s, ihr habt zwar drei Fußballweltmeisterschaften gewonnen, wir dafür zwei Weltkrieg“, so werden wir völlig unverhofft in einem Gespräch von ihnen gewatscht. Als wir dies einer Amerikanerin, die in Deutschland viele Jahre bei der Armee stationiert war und behauptet, sie „love Germany“, erzählten, meinte sie völlig lässig: „Die sollen bloß froh sein, dass wir da waren!“

Manchmal schieben wir von vornherein einen Riegel vor und antworten bei Engländern auf die Frage: „Where are you from?“ mit „We are German, so don’t mention the war.“ Dies macht sie etwas perplex. Sie lächeln, denn wir haben sie frei nach „Falty’s Tower“ an ihrem schwarzen Humor gepackt. Die Vergangenheit bleibt dann garantiert aus. Dafür stellen sie uns Fragen über die aktuelle politische Lage in Deutschland bzw. in Europa:
Wie komme Deutschland mit der Wirtschaftskrise klar? Ob wir aus dem Osten oder Westen stammten? Wie das Verhältnis zwischen Ost und West heute sei? Mache Merkel einen guten Job? Wie wir Deutschen England sähen, da es sich dem Euro verweigert? Vielleicht als Außenseiter? Ob es gut für Europa / für England sei, dass sie keinen Euro hätten?

Irgendwie sind wir schon etwas irritiert, dass ein Großteil der Gespräche mit „älteren“ Menschen immer und zwar bereits im zweiten! Satz in Richtung Historie führt und dort nach eventuell einer Stunde endet. Uns gegenüber waren die Gesprächspartner bisher stets interessiert, freundlich und vorurteilsfrei. Den einzig blöden Spruch haben wir von dem irisch-britischen Paar erlebt und diese hatten etwas zu viel Alkohol im Blut.

Allerdings fragen wir uns, ob Gespräche z. B. mit Amerikanern auch sofort über Busch, den Irak und Afghanistan beginnen und enden. Oder wer konfrontiert Israelis nach 30 Sekunden mit dem Krieg im Gasastreifen?

 

Was wir nicht über Peter Jackson wussten

Den neuseeländischen Regisseur Sir Peter Jackson kennen wir als Macher der Lord of the Rings Triologie, die hier in Neuseeland gedreht wurde und dem Land einen Tourismusschub gegeben hat. Man fährt kaum durch eine Stadt, da heisst es schon „Incredible LotR-Tour“. Irgendwie wurde überall gedreht.

Ich bin auch ein riesiger Fan der Filmreihe LotR und von Peter Jackson, u.a. drehte er „King Kong“. In diesem Film kommen einige alte Flieger vor, als King Kong auf dem Empire State Building rumklettert. Alte Flieger!

Hier im Norden der Südinsel gibt es ein besonderes Museum – „Best Museum in the World“ heißt es in den Medien. Das „Omaka Aviation Heritage Centre“ zeigt eindrucksvoll Kampfflugzeuge aus dem Ersten Weltkrieg. Diese stehen nicht einfach da, sondern sind besonders in Szene gesetzt. Von keinem Geringerem als von Peter Jackson!

Er kaufte über Jahre hinweg restaurierte Flieger aus dem 1.Weltkrieg auf und stellte sie einem Trust, der das Museum liebevoll betreibt, zur Verfügung. Man sieht den Absturz von Manfred von Richthofen, dem „Roten Baron“ sowie einige andere Szenen aus dieser Zeit. „Knights of the Sky“ – Ritter der Lüfte wird diese Ausstellung auch genannt.

Wir wussten nicht, wer dies alles inszenierte, bis wir mit einem älteren Herrn ins Gespräch kamen, selbst ein alter Flieger (u.a. einer DC-3). Er erzählte uns, dass Peter Jackson während einigen Workshops mit seinen Filmcrews diese Werke erstellt hatte. Aha!

Seht selbst! Wir fanden es sehr beeindruckend. Die Fotos zeigen lediglich Ausschnitte von den Szenen.

Schneeszene mit einer Siemens Schuckert und einer Nieuport27:

Siemens Schuckert und einer Nieuport27

Siemens Schuckert und einer Nieuport27

Der letzte Flug von Manfred von Richthofen – Sogar das Eiserne Kreuz wird aus der Tragfläche geschnitten – das Original ist hier hinter Glas zu bestaunen.

Manfred von Richthofen

Manfred von Richthofen

Manfred von Richthofen

Eine Morane Saulnier Maschine und Krankenwagen im Schlamm:

Omaka Aviation Heritage Centre

Omaka Aviation Heritage Centre

Eine österreichische Etrich Taube:

Omaka Aviation Heritage Centre

P.S. Peter Jackson dreht übrigrens gerade eine Neuverflimung von „The Dam Busters“, in dem es um die Zerstörung der Möhnesperrmauer in NRW im Zweiten Weltrieg geht. Natürlich durch Flugzeuge…

Wenn der Postmann mit dem Boot kommt

Was uns besonders an unserer Weltreise gefällt, ist die Unterschiedlichkeit der Menschen, der Kulturen und der Landschaften. Auch hier in Neuseeland fühlen wir dies täglich. Einen besonderen Ausflug in eine andere Welt haben wir gestern genießen dürfen. Wir sind mit dem Postschiff durch den Marlborough Sound gefahren. Das kleine „Pelorus Sound Mail Boat“ haben wir mit nur einem weiterem Gast und den beiden „Briefträgern“ bestiegen, Nick und Val liefern hier seit 6 Jahren per Boot an ca. 45 Familien an drei Tagen der Woche die Post aus. Die Post kommt also nicht nur unerwartet aus Neuseeland 😉

Diese 45 Familien sind völlig von der Außenwelt abgeschnitten und ihre Häuser sind oftmals nur per Boot zu erreichen. Sie wohnen in so schönen Buchten wie „Paradise“, „Pinguin“ oder „Fairy“. Der Marlborough Sound ist das größte Wassergebiet auf der südlichen Hemisphere, welches direkt an einen Ozean angrenzt. Die Küstenlinie ist länger als die von Kalifornien. Wir hatten in Neuseeland schon den Milford und den Doubtfoul Sound gesehen, dieser hier sollte noch einmal anders sein, da die Berge links und rechts nicht so steil abfallen.

Marlborough Sound

Zunächst kommt die Post per Auto, dann geht’s auf’s Boot.

Pelorus Sound Mail Boat

Das „Post per Boot-System“ gibt es hier schon seit 1869 und funktioniert folgendermaßen: Zu einem abgemachten Zeitpunkt steht der Postempfänger mit seinem leeren Postsack am Steg in der Nähe seines Hauses. Das Boot kommt, die Briefträgerin übergibt den Postsack, erhält den leeren Sack der Vorwoche, für ein paar Minuten wird geplauscht und ab geht’s wieder.

Richtig schöne Häuschen stehen hier:

Marlborough Sound

Heute fahren wir knapp 10 Postempfänger an, den ersten erreichen wir nach einer halben Stunde. Erwartungsvoll steht die halbe Nachbarschaft da und wartet auf gute Nachrichten.

Marlborough Sound

Wir fühlen uns nach kruzer Zeit wie in einer anderen Welt. Diese Menschen leben von Muschelfarmen, pinseln Kacheln für den Verkauf an, bieten Touristen eine Unterkunft oder fertigen Butter an. Die Eltern unterrichten ihre Kinder selbst. Einsam scheint es hier zu sein, doch alle Postempfänger wirken glücklich und freuen sich auf die Post per Boot. Ich frage mich, ob sie Internetanschluss haben und auch elektronische Post erhalten…

Wenn der Postmann per Boot kommt5

Wenn der Postmann per Boot kommt

Postsäcke mit Namen:

Wenn der Postmann per Boot kommt

„Via Havelock Mail Boat“

Wenn der Postmann per Boot kommt

Höhepunkt an diesem Tag ist die Belieferung eines Mannes, dessen Enkel für zwei Wochen in den Osterferien zu Besuch sind. Die vorhandenen DVD’s gefallen nicht, also schicken Mama und Papa Nachschub! Erwartungsvoll und aufgeregt steht das kleine Mädel am Steg und schon aus der Ferne erkennen wir, dass es mit dem leeren Postsack in der Luft wirbelt. Wir legen an, sie grabscht sich den vollen Packsack, öffnet ihn und kramt herum, bis ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht zu erkennen ist. „Yes!“ murmelt sie.

Sie hält das DHL Kuvert hoch in die Luft und freut sich, als wäre Weihnachten! Schön!

Wenn der Postmann per Boot kommt

DVD per Boot

DVD per Boot

DVD per Boot

Und vielleicht fühlen sich die Postempfänger einmal in der Woche wie wir uns an Weihnachten… Wir wünschen es ihnen, denn wir haben diese außergewöhnliche Bootsfahrt reichlich genossen.

Homestay bei den Kiwis

Wir sind in dem 400 Einwohnerdorf Havelock gestrandet und haben uns in einem Mini-Appartment mit schnellster Internetverbindung einquartiert. Alles bestens ausgestattet und pikobello sauber. Wir duschen seit langem wieder barfuß, haben sogar ein sauberes und bequemes Bett, eine Heizung und teilen nichts mit anderen Backpackern. Das Ehepaar, er Australier, sie Lettin, beide sind etwa Mitte 60 und überaus freundlich. Sie versorgen uns mit Gemüse aus dem Garten, Eiern von freilaufenden Hennen, zwei Flaschen Bier, deutsche DVD’s, und er näht sogar Nils kaputte Hose. Die Einladung zur Krautsuppe und Rotwein haben wir abgelehnt. „Beim Kochen unbedingt die Fenster öffnen und die Küchentür schließen. Die Heizung nachts zudrehen“, so die Ansagen. Zu Klagen haben wir nichts, sind dankbar und freuen uns über die Großzügigkeit!

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Fotos: Haus und Garten

Garten

Dumm ist nur, dass es in dem Dorf Havelock keinen Bankautomaten gibt, wir unser Zimmer bar zahlen müssen aber das Bargeld alle ist. Was tun?

Kein Problem, das Ehepaar fahre eh am nächsten Tag in die nächstgelegene Stadt, ich könne sie gerne begleiten. Wir drei könnten noch kurz einkaufen und Nils kann so lange in aller Ruhe arbeiten. Wunderbar, machen wir so!

Auf der Autofahrt geht es los, meine „Adoptivmutter“ fängt an, Fragen zu stellen und hört nicht mehr auf damit. Wie viele Geschwister? Mein Beruf? Ob ich denn schon einen neuen Job hätte, wenn ich wieder in Deutschland sei? Was meine Eltern zu meiner Weltreise sagten? Woher ich soviel Geld hätte? Ob ich Auto und Wohnung besitze? Wie viele Länder wir in den zwei Jahren bereisen wollen? Brav antworte ich.

Außer dem Supermarkt soll ich noch eine Kombination aus Möbel- und Elektrogeschäft mit ihnen besuchen, vielleicht wolle ich ja Möbel schauen…. Als i-Tüpfelchen bekomme ich noch eine kleine Stadtrundfahrt durch die 400 Seelengemeinde: „In dem grauen Haus wohnen Freunde von uns. Hier arbeite ich. Da vorne läuft mein Kollege. Das Geschäft gehört Freunden von uns. Sie haben zwei deutsche WWOOFer angstellt. Unsere Freunde sind sehr zufrieden mit ihnen. Es sind deutsche WWOOFer. Du weißt ja wie die sind. Immer pünktlich und alles am rechten Platz…“
Ein freundliches Lächeln und ein verständnisvolles Nicken produziert mein Körper völlig automatisiert. Der „kurze“ Ausflug sollte mich über zwei Stunden dauern.

Dann mein Lieblingsdialog:
B: „Wofür ist eure Gegend speziell?“
Y: „Nichts.“
B: „Wie, nichts?“
Y: „Da gibt es nichts Besonderes.“
„In Bayern gibt es doch Berge“, weiß seine Frau.
Y: „Ja, aber wir wohnen nördlich davon. Da gibt es lediglich ein paar Hügel und Wald.“
Völlig aus dem Kontext gerissen geht es weiter:
B: „Wenn morgen aus irgendeinem Grund alle Vorhänge runterfallen und nichts mehr gehen würde, dann wären innerhalb von nur zwei Tagen alle Supermärkte leer gekauft.“
Y: „Mhm.“ Pause. Was sollte ich dazu sagen?
B: „Ist das für euch Europäer nicht erschreckend?“
Y: Worauf will der Mann hinaus? Keine Antwort.
Dann die Aufklärung:
B: „Naja, wir Kiwis könnten wenigstens auf irgendeinen Berg gehen und eine Ziege schießen.“
Y: „Aha!“
Damit war das Gespräch beendet und ich doch ziemlich vor den Kopf gestoßen.

Im Stillen dachte ich: „Stimmt! Man stelle sich in der Not den Durschnittsdeutschen aus dem 21. Jahrhundert vor, wie er mit der Flinte durch den Wald jagt und anschließend seine Beute zerlegt. Und wer ist in Deutschland 2010 überhaupt in Besitz einer Flinte?
Spontan war meine Strategie: Schauen was in Mamas Vorratskeller noch zu finden ist.
Nils meinte später: „Wir schießen in Deutschland in der Not dann einfach Hunde. In China essen sie diese ja schließlich auch.“ 😉

Keine Ahnung, ob die Komik dieser Situation nachvollziehbar ist. Aber unser Aufenthalt hier ist an Witz, Herzlichkeit und Großzügigkeit nicht zu übertreffen!

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Foto: Die Marlborough Sounds bei Havelock

Frohe Ostern

Während bei euch zum Osterfest die ersten Frühblüher aus der Erde schießen, freuen wir uns am Ende der Welt über einen goldenen Herbst mit vielen bunten Bäumen und Morgentau.

Die Supermärkte sind am Gründonnerstag so überfüllt wie in Deutschland, am Karfreitag wird in der Sonne Eis geschleckt, gefärbte Ostereier haben wir noch keine gefunden, dafür jede Menge Osterlämmer…

Schaf in Neuseeland

Und wer glaubt, dass der neuseeländische Osterhase eher an einen Kiwi erinnert, der irrt. Wenn der Hase Downunder keine Haken schlägt und nicht über die Wiese hoppelt, dann leuchtet er golden, hat ein rotes Bändchen mit einem kleinen Glöckchen um den Hals und stammt ebenfalls aus der Schweiz.

Osterhasen in Neuseeland

Liebe Ostergrüße und viele bunte Ostereier vom anderen Ende der Welt senden euch,

Nils und Yvonne!

Pirates of the Tasman Sea

Beladen mit Wasser, Whiskey, Proviant für 3 Tage und einer Crew von zwei Piraten stachen wir zur Erkundung in den Abel Tasman Nationalpark in der Tasmanischen See von Neuseeland . Das Wetter war sonnig und wir sollten mit der vollbeladener „Yellow Pearl“, einem kampferprobtem Zweierkayak das raue Wasser dieser See erobern.

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Die Aussichten waren blendend: grünes Wasser, einsame Sandstrände, grün bewachsene Inseln, kleine Piratennester und viele Mitstreiter. Und: Vollmond! Dieser brachte eine Ebbe und Flut von über vier Metern mit sich, was die Fahrtroute nicht leichter machte. Doch dank des Navigators schafften wir es, immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel zu haben.

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Auf unserer gesamten Mission galt es, möglichst unerkannt zu bleiben:

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Zu Essen hatten wir zu wenig geladen, doch das machte der Moral der Crew nicht zu schaffen. Frischer Fisch (der sich nicht fangen ließ), ungenießbare Fliegenpilze und neugierige Tasmanische Enten gab es zu essen.

Fliegenpilze

gänsebraten

Unsere Piratennester suchten wir sorgsam aus: Blick auf’s weite Meer, die angebundene „yellow pearl“ stets im Auge, der Vollmond sorgte für genügend Aussicht auch nachts und Ebbe und Flut tat den Rest. Herrlich! Dazu nur wenige Mitstreiter an Land, wir waren fast alleine.

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Doch tagsüber sind wir nicht alleine, es wimmelt von Piraten auf hoher See.

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Auf unserem Streifzug besuchten wir „Cleopatra“ – allerdings nur in ihrem Bad. Klares, kaltes Wasser plätscherte den Berg hinunter.

Kleopatras Pool

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Wir navigierten uns durch die Nebenflüsse der Hochsee, andere Piraten stürzten sich wagemutig von Brücken! Gibt es keinen Fußweg nach unten?

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Nach drei Tagen und zwei Nächten traten wir unseren Rückweg aus dem neuseeländischen Abel Tasman Nationalpark in die Zivilisation an. Mit vielen Eindrücken, karibischem Gefühl und einer Prise Seemannsgarn im Gepäck, werden wir sicherlich weiterhin in unbekannte Gewässer schippern.

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Ebbe und Flut:

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